WADA-Chefermittler Younger: Sanktionen gegen Russen ein "schwieriger Prozess"

WADA-Chefermittler Younger: Sanktionen gegen Russen ein "schwieriger Prozess"
Hamburg (SID) - Die Welt-Anti-Doping-Agentur bezweifelt trotz der sichergestellten Daten und Dopingproben aus dem Moskauer Kontrolllabor, dass es flächendeckende Sanktionen gegen russische Athleten geben wird. "Das Problem ist: Wir haben keine positiven Dopingproben", sagte WADA-Chefermittler Günter Younger bei Spiegel online. "Eine Vielzahl von Indizien" bilde die Grundlage der Ermittlungen, "zu erwarten, dass alle Verdächtigen am Ende überführt werden, ist unrealistisch".
Die Analyse der Moskauer Daten und Dopingproben hat bisher 298 verdächtige Fälle ergeben, die WADA schickte daraufhin 43 Indizienpakete an die internationalen Fachverbände. Sollte ein Verband nicht angemessen handeln, wird die WADA selbst tätig - und hält sich auch den Gang von den Internationalen Sportgerichtshof CAS offen.
"Wenn das Gericht aber beispielsweise nach dem 20. Fall sagt, ab sofort reichen die Indizien nicht mehr aus, um einen positiven Fall zu haben, müssen wir die anderen gar nicht mehr weiterbearbeiten. Es ist ein sehr schwieriger Prozess", sagte Younger, der sich dennoch Ergebnisse erhofft: "Auch wenn ein Fall nicht zu einer Sperre führt: Die Informationen werden ja trotzdem an den Verband weitergegeben." So könnten "spezielle Testprogramme aufgestellt werden, um den Sportler in Zukunft genauer zu kontrollieren", sagte der deutsche WADA-Ermittler.