WADA-Chefermittler Younger verteidigt RUSADA-Wiederaufnahme

WADA-Chefermittler Younger: Sanktionen gegen Russen ein "schwieriger Prozess"
Köln (SID) - WADA-Chefermittler Günter Younger hat die vielfach kritisierte Wiederaufnahme von Russlands Anti-Doping-Agentur (RUSADA) durch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verteidigt. Der Deutsche verwies hierbei auf die Einführung neuer Regularien im April. "Russland musste erst wieder als compliant eingestuft werden, um mit den neuen Regeln konfrontiert zu werden. Die Rehabilitierung ging mit den Forderungen einher, dass Russland bis Ende des Jahres Zeit hat u.a. Labordaten zu liefern. Passiert das nicht, gehe ich davon aus, dass sie schnell wieder gesperrt werden würden - nach den neuen Regularien", sagte Younger der tz.
Russland könne nach dem neuen Prozess "komplett gesperrt werden", erklärte Younger und führte aus: "Alle Verbände, inklusive des IOC, müssten sich daran halten. Einzige Einschränkung: Russland könnte beim Sportgerichtshof CAS vorsprechen, der könnte die Entscheidung kippen."
Die RUSADA habe vor ihrer Wiederaufnahme am 20. September "29 von 31 Kriterien" erfüllt, so Younger. Noch offen ist die Anerkennung des McLaren-Berichts, weiter hat die WADA noch keinen Zugang zu den Daten des Moskauer Labors erhalten. Letzteres sei für seine persönliche Arbeit immens wichtig: "Wir wollen die Athleten identifizieren und vor Gericht bringen. Wir haben eine Kopie der Labordatenbank, aber vor Gericht brauchen wir die Originaldaten. Wir sprechen dabei von etwa 9000 Proben, die wir genauer anschauen wollen. Das bedeutet aber nicht, dass wir auch so viele Fälle haben", sagte Younger.
Eine Strukturreform der WADA, die von Kritikern energisch gefordert wird, erachtet Younger als allenfalls bedingt notwendig. Zwar stimme er zu, dass "die Athleten mehr Stimmrechte bekommen sollten", allerdings sollten sie "mit einer Stimme sprechen, ansonsten würde das Entscheidungsgremium wegen zu vieler Mitglieder nicht mehr handlungsfähig sein."