Das SID-Kalenderblatt am 1. August: Eröffnung der Sommerspiele 1936 in Berlin

Das SID-Kalenderblatt am 1. August: Eröffnung der Sommerspiele 1936 in Berlin
Voller Stolz steht Adolf Hitler auf seinem Balkon im neu gebauten Olympiastadion und blickt auf den Einmarsch der Nationen.
Berlin (SID) - Mit ausgestrecktem rechten Arm begrüßt er die über 4000 Sportler, viele von ihnen erwidern den Hitlergruß. "Ich verkünde die Spiele von Berlin zur Feier der elften Olympiade neuer Zeitrechnung als eröffnet", schallt es nur kurze Zeit später unter tosendem Jubel der 100.000 Zuschauer aus seinem Mund.
Es war der Startschuss für 16 Tage voller Manipulation und Täuschung. Denn die ersten Olympischen Sommerspiele auf deutschem Boden waren nicht mehr als Mittel zum Zweck für die Nationalsozialisten. Das Sportfest der Superlative eignete sich perfekt, um die Weltöffentlichkeit über den wahren Charakter des NS-Regimes zu täuschen. Hitler und Co. packten die Gelegenheit beim Schopfe, sich als vermeintlich weltoffen zu präsentieren.
Das tatsächlich für den Krieg aufrüstende Dritte Reich sollte als friedliebende Nation dargestellt werden. Obwohl die Diktatur im deutschen Reich und der herrschende Antisemitismus der olympischen Idee grundsätzlich widersprachen, folgte die damalige Rekordzahl von 49 Nationen und über 4000 Sportlern dem Ruf der Spiele. Denn die Täuschungsversuche der Nazis wirkten. "Der Krieg macht Urlaub", titelten beispielsweise einige ausländische Zeitungen.
Fadenscheinig wurden für Olympia antisemitische und rassistische Schilder in Berlin entfernt und der Verkauf des NSDAP-Hetzblattes "Der Stürmer" gestoppt. Dazu kam die Nominierung der halb-jüdischen Fechterin Helene Mayer für das deutsche Team. Schon das reichte, damit die USA und weitere Nationen ihre Boykott-Androhungen nicht in die Tat umsetzten.
Mit 33 Gold-, 26 Silber- sowie 30 Bronzemedaillen war das deutsche Reich die mit Abstand erfolgreichste Nation, zeigte die von Hitler gewünschte sportliche Überlegenheit.
Dass sich in dem US-Amerikaner Jesse Owens ausgerechnet ein Schwarzer vor der Kulisse unzähliger Hakenkreuze zum Star der Spiele aufschwang, passte ihnen jedoch gar nicht. Owens holte viermal Gold und sorgte mit seinen Gala-Auftritten für Begeisterung. In die olympischen Annalen ging auch jene freundschaftliche Gratulation des deutschen Silbermedaillengewinners im Weitsprung, Luz Long, an Owens ein.