Das SID-Kalenderblatt am 18. Februar: Der Turiner Dopingskandal um Walter Mayer

Am 18. Februar 2006, während der Olympischen Winterspiele in Turin, rückte die Staatsmacht mit einem Großaufgebot an. Was sie suchten: Walter Mayer.
Köln (SID) - Walter Mayer hatte ein Problem. Ein ziemlich großes sogar. Am Abend des 18. Februar 2006, ziemlich genau zur Halbzeit der Olympischen Winterspiele 2006 in Turin, rückte die italienische Staatsmacht mit einem Großaufgebot an. 30 Beamte einer Anti-Drogen-Einheit umstellten die Quartiere der österreichischen Langläufer in Pragelato und der Biathleten in San Sicario. Was sie suchten: Beweise für Dopingpraktiken - und eben Mayer.
Der damals 48-Jährige hatte sich 2002 im Rahmen der Blutbeutelaffäre einen lebenslangen Ausschluss von Olympischen Spielen redlich verdient, war aber vier Jahre später noch als Sportlicher Leiter für Langlauf und Berater für Biathlon in Österreich im Einsatz - und nächtigte verbotenerweise beim Turiner Team. Weil die Welt-Anti-Doping-Agentur dies spitz bekommen hatte, erstattete sie mit Unterstützung des IOC Anzeige - und die Staatsmacht rückte an.
Was dann passierte, hätte jedem TV-Krimi einen grotesken Plot beschert: In einer stundenlangen nächtlichen Durchsuchung fanden die Fahnder allerlei Verbotenes, unter anderem bei den Biathleten Wolfgang Rottmann und Wolfgang Perner, die noch vor dem Morgengrauen die Heimreise antraten. Mayer aber fanden sie nicht, der hatte sich kurz vorher aus dem Staub gemacht.
Am Tag nach der Razzia griffen österreichische Polizisten den Gesuchten in Kärnten auf, Mayer schlief in seinem Auto einen Rausch aus. Noch alkoholisiert versuchte er zu fliehen, und krachte mit dem PKW in eine Straßensperre. Mayer wurde festgenommen, ein späteres Verfahren aber eingestellt.
Mayer aber blieb ein Unverbesserlicher: 2009 saß er fünf Wochen in Untersuchungshaft, weil er unter dem Verdacht stand, EPO weitergegeben zu haben, ein Prozess endete zwei Jahre später mit 15 Monaten Haft auf Bewährung. Und als Anfang 2019 die Operation Aderlass während der WM in Seefeld die gruselige Serie österreichischer Dopingskandale zu einem Höhepunkt bringt, ist Mayer natürlich wieder mittendrin.
Wieder eine Festnahme, wieder ein Prozess, wieder der Vorwurf, Sportler mit Unerlaubtem versorgt zu haben. Mayer jedoch gab vor Gericht in Innsbruck an, die von ihm erworbenen Dopingmittel zum Eigengebrauch genutzt zu haben. Mit Testosteron-Präparaten habe er seine Altersdepression behandelt, Wachstumshormon habe er zur körperlichen Unterstützung genommen. Er kommt wieder mit 15 Monaten auf Bewährung davon.