Das SID-Kalenderblatt am 20. Juli: Erster Olympischer Fackellauf gestartet

Das SID-Kalenderblatt am 20. Juli: Erster Olympischer Fackellauf gestartet
Die Umsetzung seiner faszinierenden Idee überlebte Alfred Schiff nicht einmal um drei Jahre.
Hamburg (SID) - Aber als der von Jahr zu Jahr mehr drangsalierte Jude im Januar 1939 in Berlin starb, war es ihm gelungen, eine olympische Tradition des Altertums in der Neuzeit wiederzubeleben: Der studierte Archäologe organisierte den Olympischen Fackellauf von Olympia in Griechenland zu den Nazi-Spielen von Berlin 1936.
Offiziell galt Cheforganisator Carl Diem als Ideengeber, in Wahrheit war es sein heimlicher Freund Schiff. Über 3187 Kilometer wurde die Fackel von 3331 Läufern von Griechenland über Bulgarien, Ungarn und Österreich nach Deutschland gebracht.
Um pünktlich am 1. August 1936 im Berliner Olympiastadion das Olympische Feuer zu entzünden. Diktator Adolf Hitler ahnte nicht, wer den Vorschlag zu dieser spektakulären Aktion entworfen und quasi im Verborgenen umgesetzt hatte.
Und auch Fritz Schilgen, Schlussläufer im Stadion, war alles andere als ein treuer Parteigenosse des Reichskanzlers. Laut Olympiafilm-Macherin Leni Riefenstahl brachte der blonde und blauäugige Mittelstreckenläufer das Ideal des germanischen Athleten optimal zur Geltung und wurde nur aus optischen Gründen ausgewählt.
Einer Mitgliedschaft in der NSDAP verweigerte sich der Diplomingenieur Schilgen konsequent. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es ihm dann vergönnt, Olympische Spiele 1972 in München in einem demokratischen Deutschland mitzuerleben und als Berater zu gestalten.
Und mit 90 Jahren entzündete Schilgen im Berliner Olympiastadion zum 100-jährigen Jubiläum der ersten Spiele der Neuzeit noch einmal das Feuer - und nahm seinen ganz persönlichen Abschied von der Olympischen Flamme. Schilgen starb 2005 hochbetagt mit 99 Jahren.