Das SID-Kalenderblatt am 21. April: Todestag von Juan Antonio Samaranch

Das SID-Kalenderblatt am 21. April: Todestag von Juan Antonio Samaranch
Das Vermächtnis von Juan Antonio Samaranch schwebt noch immer über dem Ringeorden.
Frankfurt am Main (SID) - Kaum jemand veränderte den Weltsport wie der Mann, der über 21 Jahre als keineswegs unumstrittener Anführer an der Spitze des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) thronte. Er polarisierte, seine Fürsprecher nahmen ihn als Visionär wahr, aus Sicht der Kritiker und Feinde regierte er autoritär. Elf Jahre nach seinem Tod am 21. April 2010 ist sein Erbe noch immer mit dem IOC verbunden.
Samaranchs Weg zur Macht und sein Agieren waren zuweilen undurchsichtig. Der Sohn einer wohlhabenden Familie aus der Textilindustrie, später Chef einer großen Bank in Barcelona, war Sport-Staatssekretär des faschistischen Franco-Regimes. Maßgeblich ebnete Horst Dassler, früherer Chef des Sportartikel-Giganten adidas, Samaranch den Weg in die IOC-Führungsspitze. Bei seiner Wahl zum Präsidenten profitierte der Spanier 1980 auch vom damals bevorstehenden politisch motivierten Boykott in Moskau.
Nachdem Samaranch das höchste Amt vom Iren Michael Killanin übernommen hatte, öffnete er den Sport für die Kommerzialisierung und rettete das vor der Pleite stehende IOC aus Sicht vieler Insider nach den Boykotten in Moskau und 1984 in Los Angeles. Zugleich etablierte sich ein auf Macht, Einfluss, Geld, aber auch Korruption ausgerichtetes System. Der Patron hielt die Fäden eines globalen Netzes aus Beziehungen und Abhängigkeiten in seinen Händen.
Samaranchs Wirken war von Widersprüchlichkeiten geprägt. In seinen ersten Jahren als IOC-Chef brachte er den Amateurparagrafen zu Fall, er baute den Frauensport aus und stellte das IOC auf finanzstarke Beine. Das florierende Geschäft zeigte aber nicht nur Vorteile, die Zahl der Dopingfälle stieg, doch Samaranch ließ die Sünder gewähren.
2001 löste ihn der Belgier Jacques Rogge ab, Samaranch wurde zum Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit ernannt. Am 21. April 2010 starb er im Alter von 89 Jahren in seiner Heimatstadt Barcelona an Herzversagen. Thomas Bach, damals IOC-Vize und heute Präsident, bezeichnete ihn als "herausragende Führungspersönlichkeit des Weltsports", die die Olympische Bewegung "zu neuen Höhen geführt" habe.