Das SID-Kalenderblatt am 28. März: Todestag von Jim Thorpe

Mit 24 oder 25 Jahren - sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt - holt Jim Thorpe ohne Vorbereitung Gold im Fünfkampf und im Zehnkampf.
Frankfurt am Main (SID) - Als Niemand und Außenseiter fährt der Indianer Jim Thorpe, geboren als Wa-Tho-Huk (Leuchtender Weg), 1912 zu den Olympischen Spielen nach Stockholm. Mit 24 oder 25 Jahren - sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt - holt er ohne Vorbereitung Gold im Fünfkampf und im Zehnkampf. Sein damaliger Weltrekord sollte über Jahre unerreicht bleiben. Seine Leistungen bewegen den schwedischen König Gustav V. am 15. Juli 1912 zu der Aussage: "Sie sind der größte Athlet der Welt."
Thorpe ist ein einfacher Mann, Sohn eines Schmieds, die Mutter vom Stamm der Sac and Fox, aufgewachsen ist er in einem Indianerreservat. Zwar besucht er eine Schule, doch viel häufiger arbeitet er als Stallbursche. Für einen Sportler ist er faul, doch sein Talent ist herausragend. Er spielt Baseball und Football mit einer Klasse, die ihn heute zum Multi-Millionär gemacht hätte. Damals reicht es nur zum Überleben.
Ein Jahr nach seinem Olympiasieg kommt heraus, dass er für seine Dienste Geld angenommen hat - ein Verstoß gegen die Amateurregeln des IOC. Die Goldmedaillen werden ihm aberkannt, Thorpe auf Lebenszeit gesperrt. Für ihn ist die Verbannung eine Tragödie, der stolze Mann bricht in Tränen aus, als er seine Medaillen zurückgeben muss. Hugo Wieslander, in Stockholm im Zehnkampf Zweiter hinter Thorpe, verweigert die Annahme der ihm nachträglich verliehenen Goldmedaille.
Die Natur hat Thorpe üppig mit Talent für den Sport beschenkt, für das Leben ist nicht mehr viel übrig. Nach seiner Karriere wird aus ihm ein verzweifelt Suchender. Thorpe verfällt dem Alkohol, zeugt acht Kinder mit verschiedenen Frauen, verdingt sich als Straßenkehrer und Türsteher, lässt sich in lächerlichen Häuptlings-Kostümen auf Jahrmärkten bestaunen oder für Nebenrollen in Hollywood-Streifen schlecht bezahlen.
Jim Thorpe, einer der besten Athleten der Geschichte, stirbt am 28. März 1953 verbittert und verarmt in einem schäbigen Wohnwagen. 1982, 29 Jahre nach seinem Tod, wird Thorpe vom IOC rehabilitiert. Juan Antonio Samaranch gibt ihm seine Ehre zurück und überreicht seinen Kindern Gale und Bill Duplikate seiner Goldmedaillen. Der Legende nach waren Thorpes letzte Worte, als er nach seinem dritten Herinfarkt im Sterben lag: "Gebt mir meine Medaillen zurück."