"Fahnenmann" Frenzel startet Gold-Mission

"Fahnenmann" Frenzel startet Gold-Mission
Der Fahnenträger gibt sich erstmals die sportliche Ehre: Kombinierer Eric Frenzel startet am Mittwoch den Angriff auf Gold, und das mit besten Erinnerungen - in Sotschi gewann er vor vier Jahren den Auftaktwettbewerb.
Erst Fahnenträger für Schwarz-Rot-Gold, jetzt deutscher Hoffnungsträger im Kampf um Gold: Für Eric Frenzel beginnt fünf Tage nach seinem großen Auftritt bei der Eröffnungsfeier auch sportlich der olympische Ernst. "Die Fahne zu tragen, das war schon ein grandioses Erlebnis", sagte der erfolgreichste deutsche Kombinierer der Geschichte: "Ich hoffe, dass ich die Euphorie vom Freitag in die Wettkämpfe mitnehmen kann."
Im Wettbewerb von der Normalschanze am Mittwoch endet für den 29-Jährigen auch die unerwartet lange Anlaufzeit. Mit der ersten Entscheidung am fünften Wettkampftag gehören die Skizweikämpfer zu den Spätstartern in Pyeongchang. Und dann musste Frenzel wegen seiner ehrenhaften Mission im Dienste der deutschen Mannschaft dem Rest des Kombi-Teams spontan vorausfliegen.
Familie unterstützt Papa Eric
"Die Kinder waren etwas überrascht, dass Papa jetzt zwei Tage vor der geplanten Abreise die Koffer gepackt hat", schrieb Ehefrau Laura in ihrem Blog für den sächsischen "Wochenendspiegel". Am Montag reiste die Gattin mit Philipp - dem ältesten der mittlerweile drei Kinder im Hause Frenzel - dem sportlichen Familienoberhaupt nach Südkorea hinterher. Doch nicht nur die Anfeuerung seiner Lieben an der Strecke soll dem Papa Beine machen.
Da wäre der Schwung durch die Eröffnungsfeier und die damit verbundenen Glücksgefühle, die das Ausharren im Gefrierschrank Olympiastadion deutlich überwogen. "Nachteile gab es dadurch nicht, das gibt eher einen positiven Schub", sagt Frenzel. Wohl zurecht: Vier der sieben letzten deutschen Fahnenträger wurden danach auch Olympiasieger.
Da ist die Erinnerung an Sotschi, als er bei Olympia 2014 im Auftaktwettbewerb zu Gold stürmte. Und schließlich haben die zuletzt flügellahmen Dominierer des Vorjahres, die diesen Nimbus seit Saisonstart eingebüßt hatten, ihr Fluggefühl endlich wiedergefunden.
"Ich mag noch nicht mit Sicherheit sagen, ob das meine Spiele werden"
"Ich bin auf einem ordentlichen Niveau, so kann es weitergehen", sagte Frenzel nach seinem dritten Platz im ersten Sprung-Trainingsdurchgang. Eine unerklärliche Schanzenschwäche hatte ihm, der eigentlich eine Bank im Springen ist, nahezu jeden Wettkampf seit Jahreswechsel ruiniert - keine einzige Podestplatzierung erreichte Frenzel im Jahr 2018, der sechste Gesamtweltcup-Sieg in Folge ist bereits außer Reichweite.
"Ich mag noch nicht mit Sicherheit sagen, ob das meine Spiele werden", meinte Frenzel: "Dafür war es in dieser Saison sicherlich zu durchwachsen, zu unkonstant auf der Schanze." Auch Bundestrainer Hermann Weinbuch sagte: "Die Ergebnisse sind nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Er hat hohe Ziele, da war er zuletzt ein Stück weit weg." Doch wenn einer noch die Kurve kriegen kann, dann Kombi-König Eric.
Einzigartige Vita
Schon jetzt ist Frenzels sportliche Vita unter den Kombinierern einzigartig: Ein Olympiasieg, drei weitere Olympia-Medaillen, fünf WM-Titel, fünf Gesamtweltcups, 42 Weltcup-Erfolge. Alles erreicht zu haben, bremst aber nicht den unbändigen Ehrgeiz des so unscheinbaren, aber so gnadenlosen Sachsen.
"Von meinen ganzen Titeln kann ich mir jetzt nichts mehr kaufen", sagte Frenzel: "Das ist die Natur unserer Sportart - man muss sich alles stets neu erarbeiten."