Hartung zum Corona-Passus des IOC: "Gibt keine wirkliche Freiwilligkeit"

Hartung zum Corona-Passus des IOC: "Gibt keine wirkliche Freiwilligkeit"
Durch den Corona-Passus des IOCs in den Teilnahmebedingungen für die Sommerspiele sieht Säbelfechter Max Hartung die Sportler unter Druck gesetzt.
Köln (SID) - Durch den Corona-Passus des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in den Teilnahmebedingungen für die Sommerspiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) sieht Säbelfechter Max Hartung die Sportler unter Druck gesetzt. "Am Ende haben die Athleten wohl nur die Wahl, hinzufahren und zu unterschreiben oder es sein zu lassen", sagte der Präsident von Athleten Deutschland im Morgenmagazin des ZDF: "Es gibt keine wirkliche Freiwilligkeit."
Er selbst werde "als Geimpfter dort wahrscheinlich nicht krank werden", meinte Hartung: "Trotzdem gibt einem das natürlich kein gutes Gefühl, wenn man quasi unterschreibt, dass man das Risiko selbst trägt." Unterschrieben sei aber noch nichts: "Diese Waiver (die entsprechenden Formulare, d. Red.) kommen erst noch."
Vor ihrer Olympia-Teilnahme sollen die Mitglieder*innen aller in Tokio vertretenen Delegationen per Unterschrift auf sämtliche Schadenersatzforderungen im Fall einer Infektion mit COVID-19 verzichten. Das IOC nahm in seine Teilnahme-Bedingungen, die Investigativ-Reporter Hajo Seppelt am Sonntag auf seinem Twitterkanal postete, einen Passus auf, in dem es unter anderem um die möglicherweise fatalen Folgen einer Corona-Erkrankung geht. Athleten Deutschland hatte Ende März in einem Positionspapier davon abgeraten, "Erklärungen zu unterschreiben, mit denen sie die Veranstalter*innen von jeglicher Haftung im Krankheits- oder Todesfall befreien".
"Ich erkläre mich damit einverstanden, dass ich an den Spielen auf eigenes Risiko und eigene Verantwortung teilnehme", heißt es im IOC-Formular, "einschließlich schwerer körperlicher Verletzungen oder sogar des Todes (...) durch potenzielle gesundheitliche Gefahren wie der Übertragung von COVID-19 und anderen Infektionskrankheiten oder extremer Hitzebedingungen bei den Spielen (einschließlich der Reise zu/von den Spielen und deren Vorbereitungen), und dass ich alle angemessenen Maßnahmen ergreifen werde, um mich vor den Risiken im Zusammenhang mit meiner Teilnahme zu schützen."
Das IOC stellte klar, dass die bei Olympischen Spielen üblichen Teilnahme-Bedingungen vor dem Hintergrund der aktuellen weltweiten Lage um den COVID-19-Passus erweitert worden seien, um Transparenz zu gewährleisten und optimal zu informieren. Der fragliche Passus sei mittlerweile Standard bei vielen großen Events und entspreche geltendem Recht.
Ebenfalls im Morgenmagazin am Dienstag riet der Frankfurter Virologe Dr. Martin Stürmer zu einer Verschiebung der Spiele. Stürmer nannte das weltweite Infektionsgeschehen "sehr unkontrollierbar", Hygienekonzepte seien schwer umsetzbar, zumal es Veranstaltungen draußen und in der Halle gebe. "Das ist so divers", sagte Stürmer: "Da wird es extrem schwierig, da ein einheitliches Konzept zu machen. Ich kann mir das ehrlich gesagt gar nicht gut vorstellen, wie das funktionieren soll."