Hörmann will Leistungssportreform auf den Prüfstand stellen

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Frankfurt/Main (SID) - Alfons Hörmann will die Leistungssportreform im deutschen Spitzensport auf den Prüfstand stellen und bittet den zuständigen neuen Bundesinnenminister Horst Seehofer um ein persönliches Gespräch. Dies geht aus einem Brief des Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) vom 10. April an den CSU-Politiker hervor, den der Investigativ-Journalist Hajo Seppelt am Freitag auf Twitter veröffentlichte.
"Aus unserer Sicht ist durch die neuen Verantwortlichkeiten jetzt genau der richtige Zeitpunkt gegeben, um die Notwendigkeit der Leistungssportreform, die damit verbundenen Ziele und die Ansatzpunkte nochmals kritisch zu reflektieren und ggf. Anpassungen und Änderungen vorzunehmen", schrieb Hörmann an Seehofer.
Auch wenn rund um dieses Thema derzeit eine "mediale Ruhe" herrsche, sieht Alfons Hörmann dies nicht als ein Indiz dafür an, dass dies auf eine erfolgreiche Umsetzung der Reform schließen lasse. Das sei "mitnichten so", schrieb Hörmann.
Man müsse nach "mehreren Jahren des Analysierens und des Abwartens endlich zu konkreten und motivierenden Ergebnissen kommen", erklärte Hörmann und warnte: "In der derzeitigen Aufstellung scheint uns eine Umsetzung, wie ursprünglich geplant, schlichtweg nicht machbar und deshalb sollten wir zeitnah nach gemeinsamen Lösungen suchen."
Der DOSB halte es daher für "dringend geboten, dass wir uns im engsten Kreis dazu in aller Offenheit verständigen". Man würde sich sehr freuen, "wenn wir uns so bald wir möglich mit Ihnen persönlich austauschen können."
Die Leistungssportreform war 2014 von Hörmann und Seehofers Vorgänger Thomas de Maiziere gemeinsam initiiert worden. Anlass hierfür waren die schwindenden sportlichen Erfolge auf olympischer Bühne. So hatten die deutschen Wintersportler im Februar 2014 bei den Winterspielen in Sotschi statt der angepeilten 30 Medaillen nur 19 gewonnen. In zahlreichen Disziplinen drohte Deutschland den Anschluss zu verlieren.
Ein wichtiger Bestandteil der Leistungssportreform ist das viel diskutierte Potenzialanalyse-System "PotAS". Dies wurde im März dieses Jahres auf den Weg gebracht. Betroffen davon sind zunächst die Wintersportverbände, die bis zum 22. Mai einen Katalog von 151 Fragen zu beantworten haben. Abhängig von den Antworten und deren Bewertungen werden die Verbände in drei verschiedene Förderstufen eingeteilt. Die Sommerverbände betrifft dies wohl erst nach den Spielen 2020 in Tokio.
Im Koalitionsvertrag ist ein "deutlicher Mittelaufwuchs" der Fördergelder angekündigt. Momentan fließen etwa 170 Millionen Euro pro Jahr, der DOSB erwartet angeblich in diesem Jahr gut 60 Millionen Euro mehr, im kommenden 90 Millionen und im Olympiajahr 2020 dann satte 120 Millionen Euro zusätzlich. Die Politik verlangt dagegen eine detaillierte Bedarfsaufstellung.
Der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer hat sich zu dem Thema Sportfinanzen noch nicht öffentlich geäußert. Bislang stand lediglich sein Staatssekretär Stephan Mayer in Kontakt mit dem DOSB.