"Keizer Kramer" krönt Oranje-Traumstart

"Keizer Kramer" krönt Oranje-Traumstart
Die Niederlande haben dank ihrer Eislauf-Spezialisten um Sven Kramer das Auftaktwochenende der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang dominiert. Ganz zur Freude von König Willem-Alexander.
Willem-Alexander verneigte sich vor dem Regenten auf dem Eis. "Wenn du dreimal hintereinander Gold über 5000 m gewinnst, bist du ein Held", sagte der niederländische König nach der ersten Gold-Gala von Eisschnelllauf-Superstar Sven Kramer bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang: "Absolut fantastisch!"
Den Sieg im 5000-m-Rennen in olympischer Rekordzeit von 6:09,76 Minuten hatte Willem-Alexander auf der Tribüne des Gangneung Oval mit lauten "Sven! Sven!"-Rufen begleitet, den Zieleinlauf bejubelte der Monarch ausgelassen. "Keizer Kramer" sicherte sich nicht nur einen Eintrag in die Geschichtsbücher. Der 31-Jährige rundete mit seinem Fabellauf auch den Traumstart der Oranje-Athleten am Auftaktwochenende der Winterspiele ab.
Nach den ersten beiden Wettkampftagen lagen die Niederlande mit fünf Medaillen (2 Gold/ 2 Silber/1 Bronze) hinter Deutschland (3/0/1) auf dem zweiten Platz im Medaillenspiegel. Vier Podestplätze durch die Eisschnellläufer, dazu einmal Silber durch Shorttracker Sjinkie Knegt - in der Heimat feierten die Landsleute ihre "Schaatser".
Kramer "bester Eisschnellläufer aller Zeiten"
"Ein Nation ohne Schnee und Eis dominiert die Spiele. Für ein Land, in dem Wasser seit Menschengedenken nicht mehr zufrieren will und Schnee eine Seltenheit ist, läuft es nicht schlecht in Pyeongchang", schrieb die Tageszeitung "AD". "De Volkskrant" verwies auf die Eisschnelllauf-Legenden Clas Thunberg (Finnland) und Ivar Ballangrud (Norwegen), die Kramer in der Bestenliste abgehängt hatte.
In Lettele, ein 600-Seelen-Nest bei Deventer und Heimat der Überraschungs-Olympiasiegerin Carlijn Achtereekte (3000 m), brach nach dem ersten Gold am Samstag Volksfeststimmung aus. Die Bewohner hingen spontan die Nationalfahne auf und schmückten das Dorf. Am Marathontor des Olympiastadions von Amsterdam wird an Tagen, an denen das TeamNL eine Goldmedaille gewinnt, bis Mitternacht die olympische Flamme entzündet. Es brennt über der "Coolsten Baan van Nederland", einer provisorisch ins Stadion gebauten Eisschnelllaufbahn. Dank Kramer brannte es auch am Sonntag.
Seine Erfolgsvita ist beeindruckend. Er hat als erster männlicher Eisschnellläufer acht Medaillen bei Winterspielen gewonnen. Als erstem männlichen Athleten seiner Sportart gelangen ihm zudem drei Olympiasiege über dieselbe Distanz. Der deutsche Hoffnungsträger Patrick Beckert nannte Kramer nach dem Rennen ehrfürchtig den "besten Eisschnellläufer aller Zeiten".
Beckert: "Dominanz nicht überraschend
Besser hätte der Start in die Winterspiele kaum laufen können. Dabei hatten die Niederländer eigentlich tief gestapelt. Das Rekordergebnis mit 23 von 32 möglichen Eisschnelllauf-Medaillen vor vier Jahren in Sotschi - davon acht Olympiasiege - galt als unerreichbar. Das niederländische NOK schraubte die Erwartungen herunter, neun bis 15 Medaillen wurde als Ziel ausgegeben.
Die Konkurrenz ist auf vielen Strecken an die Oranje-Stars herangerückt, im Sprintbereich der Frauen laufen sie sogar nur hinterher. Keine Nation ist in der Breite jedoch so gut aufgestellt wie die Niederlande. "Die Dominanz ist nicht überraschend. Eisschnelllauf ist Volkssport", sagte Beckert: "Sie haben einfach viel mehr Leute, die den Sport betreiben. Es gibt mehr Talente, dementsprechend kommen mehr Leute oben an."
Ganz oben steht Sven Kramer. Läuft der 28-malige Weltmeister auch bei den kommenden Starts so dominant wie über 5000 m, dürften sich die Niederlande ihren Medaillenzielen schnell nähern und damit auch ihren König wieder glücklich machen.