Nach Verleumdungsklage: Whistleblower Rodtschenkow reicht Gegenklage ein

Rodtschenkow spricht von "Todesurteil"
New York (SID) - Doping-Whistleblower Grigorij Rodtschenkow hat nach einer Verleumdungsklage gegen seine Person Gegenklage eingereicht. Diese richtet sich gegen mehrere russische Sportler sowie den Oligarchen Michail Prochorow, Besitzer des Basketball-Teams Brooklyn Nets. Dies gab Rodtschenkows New Yorker Anwalt Jim Walden am Montag bei einer Telefonkonferenz bekannt.
Der in die USA geflüchtete Whistleblower Rodtschenkow, der jahrelang das Moskauer Doping-Kontrolllabor geleitet hatte, war von den russischen Biathletinnen Olga Saizewa, Jana Romanowa und Olga Wiluchina in der in den Vereinigten Staaten eingereichten Klage beschuldigt worden, sie zu Unrecht mit dem staatlich unterstützten russischen Dopingsystem rund um die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi in Verbindung gebracht zu haben. Die drei Biathletinnen hatten damals Silber geholt, als Dopingsünderinnen droht ihnen ein Millionenverlust.
"Die Klage ist wohl ein schikanöser Versuch herauszufinden, wo genau sich Dr. Rodtschenkow derzeit aufhält", sagte Walden. Rodtschenkow befindet sich an einem geheimen Ort in den USA, im Falle einer Enttarnung müsste er wohl um sein Leben fürchten.
"Ich bin gesund und werde gut beschützt", teilte Rodtschenkow am Montag in einer schriftlichen Stellungnahme mit: "Ich kooperiere weiter mit den Strafvervolgungs- und Anti-Doping-Behörden. Ungeachtet der russischen Desinformations-Kampagne waren alle meine Informationen, die ich dem IOC und der WADA gegeben habe, gänzlich fehlerfrei, und ich habe kein Wort davon zurückgezogen."
Multi-Milliardär Prochorow sowie fünf andere nicht namentlich genannte Geldgeber sollen den Gerichtsgang der Biathletinnen finanzieren, Prochorow soll zudem das Bindeglied zum Kreml sein.
Die Gegenklage begründet sich auf das sogenannte Anti-SLAPP-Gesetz des Staates New York, das eine Einschüchterung vor Gericht von Personen verhindern soll, die ihr in der Verfassung festgelegtes Recht auf Redefreiheit ausüben. Rodtschenkow versucht nun, Anwaltskosten und Schadensersatz einzuklagen.
Rodtschenkow hatte durch seine Enthüllungen den Doping-Skandal um Russland bei den Winterspielen 2014 ins Rollen gebracht. Nachdem das Internationale Olympische Komitee kurz vor den folgenden Winterspielen 2018 in Pyeongchang mehrere Dutzend russische Sportler lebenslang gesperrt hatte, hob der Internationale Sportgerichtshof CAS die Sanktionen gegen 28 russische Athleten auf, da die Beweise für ein Dopingvergehen nicht ausreichend seien. In elf weiteren Fällen verkürzten die Sportrichter die Sperren für Russen.
Das IOC hatte sich vornehmlich auf die Aussagen Rodtschenkows gestützt, das CAS-Urteil stellte der Aussagekraft infrage.