Nord- und Südkorea: Liste der sportpolitischen Verstrickungen
Köln (SID) - Nord- und Südkorea werden bei den Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) erstmals in der olympischen Geschichte Wettkämpfe mit einem gemeinsamen Team bestreiten. Seit der offiziellen Teilung der Halbinsel 1948 hat es immer wieder Annäherungen und Entfremdungen der beiden Staaten gegeben.
1963: Zehn Jahre nach Ende des Korea-Krieges gibt es Gespräche über ein gemeinsames Team für die Olympischen Spielen im folgenden Jahr in Tokio. Diese scheitern jedoch, die Delegation des Südens reist alleine nach Japan.
1984: Vor den Spielen in Los Angeles wird erneut Gespräche über ein gemeinsames Team verhandelt. Wie schon 19 Jahre zuvor führen diese jedoch zu keinem Ergebnis, Nordkorea nimmt erstmals seit 1968 nicht an Sommerspielen teil.
1988: In Seoul werden im Sommer die ersten Olympischen Spiele auf der koreanischen Halbinsel ausgetragen. Der Norden möchte nicht nur teilnehmen, sondern auch einige Wettbewerbe austragen sowie eigene Eröffnungs- und Schlussfeiern abhalten. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) bietet Nordkorea fünf Wettkämpfe auf eigenem Territorium an, doch der Norden schlägt das Angebot aus und boykottiert die Spiele im Nachbarland.
1990: Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks entspannt sich die Situation auf der Halbinsel etwas. Im Juli treten beide Fußball-Nationalmannschaften in China bei einem Freundschaftsturnier an, im November gibt es zwei Freundschaftsspiele in den Hauptstädten Pjöngjang und Seoul.
1991: Nach 22 Gesprächsrunden binnen fünf Monaten tritt ein gemeinsames koreanisches Team bei den Tischtennis-Weltmeisterschaften im chinesischen Chiba an. Das Frauen-Team gewinnt sensationell Gold im Finale gegen China, in den Einzelwettbewerben gibt es vier weitere Medaillengewinner. Bei der Fußball-WM der U20-Junioren in Portugal im selben Jahr erreicht die gemeinsame Nationalmannschaft das Viertelfinale.
2002: Bei der Fußball-WM in Südkorea und Japan spielt der Süden am 29. Juni gegen die Türkei um Platz drei. Am selben Tag zettelt Nordkorea im Gelben Meer an der gemeinsamen Grenze ein Seegefecht an, bei dem sechs südkoreanische und 13 nordkoreanische Soldaten getötet werden.
2008: Nachdem die koreanischen Delegationen bei den Sommerspielen 2000 und 2004, den Winterspielen 2006 sowie einigen weiteren Sportveranstaltungen zwar gemeinsam einmarschiert, aber getrennt angetreten sind, sollen die Koreaner bei den Olympischen Spielen in Peking ein gemeinsames Team bilden. Zwei Jahre vorher scheitern die Gespräche jedoch. Angeblich können sich die beiden Nationalen Olympischen Komitees nicht auf die Zusammensetzung des Teams einigen.
Juli 2015: In Gwangju findet die Universiade statt. 143 Nationen entsenden Athleten nach Südkorea. Doch Nordkorea sagt die geplante Entsendung von 108 Sportlern und Offiziellen kurzfristig ab. Als Grund nennt die Regierung in Pjöngjang die Öffnung eines UN-Außenbüros in Seoul zu Untersuchung der Menschenrechtslage im nördlichen Teil der Halbinsel.
Januar 2018: Die verfeindeten Länder beschließen bei einem Gipfeltreffen beim IOC in Lausanne unter dem Vorsitz des Präsidenten Thomas Bach, dass bei den Winterspielen ein gemeinsames Frauen-Eishockey-Team an den Start gehen wird. Insgesamt starten 22 nordkoreanische Athleten in fünf Disziplinen im südkoreanischen Pyeongchang. Bei der Eröffnungsfeier werden beide Mannschaften gemeinsam als "Korea" hinter einer Vereinigungsflagge ins Pyeongchang Olympic Stadium einlaufen.