Ohne NHL-Goalies: Sturm sucht die Nummer eins

Ohne NHL-Goalies: Sturm sucht die Nummer eins
Bundestrainer Marco Sturm hat beim Olympia-Turnier ein großes Problem: Es gibt keinen herausragenden Torhüter im deutschen Team.
Thomas Greiss führte die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft zurück ins WM-Viertelfinale, Philipp Grubauer sicherte die Olympia-Qualifikation. In Pyeongchang jedoch hat Bundestrainer Marco Sturm ohne seine NHL-Stars ein Problem: Es gibt keinen herausragenden Torwart. "Wir haben drei solide Torhüter, die aber auch in ihren Vereinen nicht die klare Nummer eins sind", gibt der Chefcoach nach einer Trainingseinheit in der Olympia-Arena zu.
Die kniffligste Frage vor dem Start am Donnerstag (12:10 Uhr OZ/4:10 MEZ) gegen Finnland ist: Wer steht im Tor? Dennis Endras, der WM-Held beim Halbfinaleinzug 2010, scheint die besten Jahre hinter sich zu haben. Timo Pielmeier, der Lückenbüßer, hat es in der Nationalmannschaft nie ganz nach vorne geschafft. Und Danny aus den Birken, der Münchner Meistergoalie, patzte bei der Heim-WM im vergangenen Jahr gleich mehrfach.
Sturm: "Einer von den dreien kann es schaffen"
"Irgendwas muss ich ausprobieren", sagt Sturm ein wenig ratlos. Seit er im Sommer 2015 das Kommando bei der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes übernommen hat, geht es steil aufwärts. Vor allem wegen seiner NHL-Torhüter: Greiss, der 2016 bei den New York Islanders den Durchbruch schaffte, sorgte bei der WM in Russland mit seinen Paraden für die Rückkehr ins Viertelfinale nach fünf Jahren. Und im vergangenen Jahr in Köln legte er mit seiner Weltklasseleistung gegen die USA (2:1) den Grundstein zum Einzug in die K.o.-Runde, den der eingeflogene Grubauer gegen Lettland (4:3) perfekt machte. Der Goalie der Washington Capitals hatte schon im September 2016 mit seinen Glanzleistungen der DEB-Auswahl zum Olympia-Ticket verholfen.
"Greiss und Grubauer waren eine Bank", sagt Sturm: "Aber ich bin schon davon überzeugt, dass einer von den dreien das auch schaffen kann." Doch wer? Aus den Birken, 32, hat in der Deutschen Eishockey Liga die konstantesten Leistungen des Trios gezeigt, allerdings auch die wenigsten Spiele bestritten. Bei der Generalprobe gegen die Schweiz (2:1 nach Verlängerung) stand er zwischen den Pfosten. "Ein gutes Zeichen", glaubt der Münchner und sagt selbstbewusst: "Meine Entwicklung geht nach oben." Vor neun Monaten bei der WM in Köln war er aber noch mit haarsträubenden Patzern aufgefallen.
Aus den Birken hat Nase vorne
Bei Sturm scheint er dennoch die Nase vorne zu haben. "München hat teilweise Spiele nur wegen Danny gewonnen", meint der Bundestrainer, der mit dem Torhüter vor fünf Jahren noch gemeinsam bei den Kölner Haien spielte, "er hat wirklich gute Fortschritte gemacht."
Endras, 32, der "Eis-Titan" von 2010, war zuletzt vor sechs Jahren die Nummer eins im deutschen Tor und erlebte in Stockholm den WM-Tiefpunkt des letzten Jahrzehnts: Beim 4:12-Debakel gegen Norwegen wurde er nach drei Gegentoren in sechs Minuten aus- und nach sechs weiteren im Mitteldrittel zum Schlussabschnitt wieder eingewechselt, um noch drei mehr zu kassieren. Jetzt ist der Mannheimer, mit den Adlern nach einer katastrophalen ersten Saisonhälfte wieder im Aufschwung, froh, überhaupt dabei zu sein. "Ich nehme es, wie es kommt", sagt der deutsche Meister von 2015.
Pielmeier, 28, mit dem ERC Ingolstadt 2014 sensationell Meister, ist im DEB-Team über die Reservistenrolle nie hinausgekommen. Von sieben WM-Spielen hat er nur eins gewonnen. Drei Meistergoalies, aber keine Nummer eins? Kapitän Marcel Goc bleibt cool: "Aus Spielersicht ist es egal, wer da hinten steht."