Parsons: Paralympics ohne Russland und Belarus "denkbar"

Wegen des Ukraine-Krieges könnten die Paralympics 2024 in Paris ohne Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus stattfinden.
Köln (SID) - Wegen des Ukraine-Krieges könnten die Paralympics 2024 in Paris ohne Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus stattfinden. Präsident Andrew Parsons vom Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) schloss ein solches Szenario im Branchendienst insidethegames.biz nicht aus. "Es ist denkbar", sagte der Brasilianer in einem Interview anlässlich der 500-Tage-Marke vor Eröffnung der Wettkämpfe in Frankreichs Hauptstadt.
Grundsätzlich jedenfalls würde das IPC in Paris vor einem anderen Umgang mit Aktiven aus den Kriegstreiber-Nationen Russland und Belarus als das Internationale Olympische Komitee (IOC) nicht zurückschrecken, ließ Parsons erkennen. "Es ist immer gut, vereint zu sein. Aber die Situation ist so groß und komplex, dass es nicht möglich ist", sagte Parsons mit Blick auf "unterschiedliche Regierungsstrukturen und unterschiedliche Entscheidungen von Menschen". Ein Ausschluss von russischen und belarussischen Aktiven sei deshalb "möglich".
Das IOC hatte im vergangenen März die Wiederzulassung von Russland und Belarus zu internationalen Wettkämpfen empfohlen. Die Haltung wird überwiegend als Wegbereitung für Russen und Belarussen zu einer Teilnahme an den olympischen Wettbewerben unter neutraler Flagge gewertet.
Mittlerweile zeichnet sich ab, dass die internationalen Verbände die IOC-Empfehlung nicht einheitlich umsetzen. Die Ukraine schließt einen Boykott der Spiele 2024 für den Fall der Teilnahme russischer und belarussischer Sportlerinnen und Sportler nicht aus.
Das IPC hat in der jüngeren Vergangenheit in der Russland-Frage schon mehrfach konsequentere Positionen als das IOC eingenommen. Vor allem der Ausschluss russischer Sportler von den Sommer-Paralympics 2016 in Rio de Janeiro wegen Russlands Staatsdoping-Programm brachte dem IPC international viel Anerkennung ein. Als im vergangenen Jahr Russland vier Tage nach der Schlussfeier der Olympischen Winterspiele in Peking völkerrechtswidrig die Ukraine überfiel, schloss das IPC die Athletinnen und Athleten des Aggressors und seines Verbündeten Belarus von den anstehen Paralympics im Reich der Mitte aus.
Die Organisatoren in Paris würden sich einer IPC-Entscheidung gegen Russland und Belarus bei den Paralympics nicht entgegenstellen. "Wir würden es annehmen müssen", sagte Organisationschef Tony Estanguet. Eine andere Teilnahme-Regelung als kurz zuvor bei den Sommerspielen an der Seine sei "für uns nicht der leichteste Weg, aber natürlich würden wir flexibel sein und die Entscheidung respektieren".