Unter falscher Flagge: Bob-Ikone geht doppelt fremd

Unter falscher Flagge: Bob-Ikone geht doppelt fremd
Als der Anruf seines Freundes Steffen Sartor kam, zögerte Andre Lange nicht lange. "Er hat mich gefragt, dann war es auch schon passiert", sagte der viermalige Olympiasieger Lange und wechselte für die Winterspiele in Pyeongchang sogar die Sportart. Als Bahntrainer unterstützt die Bob-Ikone Sartor als Coach der südkoreanischen Rodler und trifft dabei auf eine alte Bekannte. Die ehemalige U23-Weltmeisterin Aileen Frisch geht für das Gastgeberland in den Eiskanal.
Trainer und Athleten Made in Germany sind bei den Winterspielen sehr gefragt - besonders bei den Rennrodlern. "Nicht die Nationalität ist entscheidend, sondern die Ausbildung. In Deutschland gibt es eine sehr gute Trainerausbildung. Das sucht im Rodelbereich weltweit seinesgleichen", sagt Rene Friedl, der seit Jahren für Österreichs Rodler verantwortlich ist.
Friedl musste dabei weniger Entwicklungsarbeit leisten als Sartor. "Die Stürze haben sich extrem minimiert", sagt der Ex-Europameister über seine ersten Erfolgserlebnisse mit dem südkoreanischen Team: "Am Anfang waren wir ganz hinten. Jetzt sind wir nicht mehr so weit hinten." Mit seinem Kumpel Lange an seiner Seite soll es noch weiter nach vorne gehen. "Andre ist eine große Bereicherung. Er weiß, wie man mit Druck umgeht", sagt Frisch.
"Man leidet mit"
Manuel Machata kennt diese Situationen auch. Der ehemalige Bob-Weltmeister betätigt sich in China als Entwicklungshelfer. Blutige Anfänger steigen in die schweren Schlitten, Stürze sind da programmiert. "Man leidet mit", sagt Machata.
Das Know-how der deutschen Trainer ist aber auch abseits der Eisrinne sehr geschätzt. Ronny Hornschuh will die Schweizer Skispringer um den viermaligen Olympiasieger Simon Ammann zu Höhenflügen treiben, Ricco Groß bringt die russischen Biathleten in Schuss, und Robin Szolkowy will seiner langjährigen Paarlauf-Partnerin Aljona Savchenko als Betreuer der russischen Eiskunstlauf-Europameister Evgeniya Tarasova/Vladimir Morosov Gold streitig machen.
"Ich kann mich wirklich freuen, wenn sie gute Programme laufen", sagte der fünfmalige Paarlauf-Weltmeister Szolkowy im "Welt"-Interview über Savchenko und ihren neuen Partner Bruno Massot: "Wenn die Preisrichter dann am Ende entscheiden, dass meine beiden mehr Punkte erzielen als Aljona und Bruno, freue ich mich aber natürlich mehr", sagte Szolkowy, der sich 2014 bei der letzten gemeinsamen WM mit Savchenko zerstritten hat.
Groß mit heiklen Fragen konfrontiert
Mit heiklen Fragen muss sich derzeit Ricco Groß auseinandersetzen. Nach der Aussperrung seines besten Athleten Anton Schipulin kritisierte der viermalige Olympiasieger das Internationale Olympische Komitee (IOC). "Seitens des IOC finde ich es sportlich nicht fair, so etwas so kurz vor Olympia bekannt zu geben", sagte Groß.
Die russische Dopingsünden hätten fast auch Wolfgang Pichler die Reise nach Pyeongchang gekostet. Schwedens Biathlon-Nationalcoach erhielt nun aber doch grünes Licht. "Nach Austausch mit dem IOC konnten wir das schwedische NOK überzeugen, dass die IOC-Entscheidung für das russische Olympische Komitee und dessen Athleten, nicht aber für Wolfgang Pichler gilt", sagte sein Anwalt Marius Breucker.
Pichler und Groß sind in Südkorea nicht die einzigen deutschen Biathlon-Trainer bei anderen Nationen. Matthias Ahrens trainiert die kanadischen Männer, Jörn Wollschläger die Schweizer. Und ein Aktiver geht für Belgien an den Start. Nach Staffel-Gold mit Deutschland 2006 in Turin erfüllt sich Michael Rösch mit der zweiten Olympiateilnahme einen Traum.