Putins perfide Machenschaften in Deutschland: "Hätte viele Menschenleben kosten können"

"Wie weit würde Putin gehen?" Diese Frage wird gleich zu Beginn der ARD-Doku "Sabotage: Deutschland in Putins Visier" aufgeworfen, die anhand jüngster Vorfälle und Erkenntnisse aufzeigt, dass die russische Aggression längst über die Grenzen der überfallenen Ukraine hinausgeht - und Deutschland trifft. So hätten die Sabotagevorfälle in Deutschland und Europa, hinter denen die Ermittler Russland vermuten, seit dem Start des Krieges deutlich zugenommen, wie es im Film heißt.
Brandanschläge, Vandalismus, Spionage und sogar geplante Morde - die Liste der mutmaßlich russischen Attacken, die seit dem 24. Februar 2022 identifiziert wurden, ist lang. Die Gründe dafür? Laut Bruno Kahl, Präsident des Bundesnachrichtendienstes, handele es sich einerseits "um eine Demonstration von Macht", anderseits aber auch "um die Verunsicherung der Gesellschaft, die Verunsicherung auch der Politik, letztendlich mit dem Ziel, die Politik davon abzuhalten, zum Beispiel die Ukraine zu unterstützen".
Viele Anschläge würden direkt aus Moskau gesteuert werden. "Sie haben ein noch nie dagewesenes Niveau erreicht und sie steigen weiter", weiß James Appathurai von der NATO in der ARD-Doku zu berichten: "Wir sind überzeugt, dass das auch nach dem Ende des Ukraine-Krieges weitergeht, da Russland dem Westen feindselig gegenüber steht."
Was die Sicherheitsbehörden zudem beunruhigt: Die Saboteure leben mitten unter uns. Viele werden über Telegram angeworben - vor allem User, die sich pro-russisch äußern. "Sie geben ihnen zunächst kleine Aufgaben, zum Beispiel zu einem bestimmten Gebäude zu gehen und ein Foto davon zu machen. Sie müssen es schnell machen und es gibt ein Zeitlimit von beispielsweise zwei Stunden. Und dann geht es weiter mit der nächsten Stufe: Sie bitten die Leute ihre Fotos und Dokumente einzusenden, um sie kontrollieren zu können. Und wenn eine Person diese Aufgaben wirklich erfolgreich meistert, kann sie zu etwas Gefährlicherem übergehen", erklärt eine Expertin in der ARD-Doku.
"Das ist eine Eskalation, in der wir uns befinden"
Etwas Gefährlicheres wie im Sommer 2024. Damals werden vier Pakete mit einem Zeitzünder von Russland aus quer durch Europa geschickt und über mehrere Handlanger unabhängig voneinander in Umlauf gebracht. Ein Paket hat es in ein Flugzeug nach Deutschland geschafft. Der Plan: Der Brandsatz im Paket soll sich entzünden, wenn das Flugzeug in der Luft ist und so wohl einen Absturz verursachen. Nur ein Zufall verhindert das. Der Abflug in Leipzig verzögert sich, sodass sich der Brandsatz schon am Boden entzündet und schließlich mit Mühe gelöscht werden kann.
Nur einen Tag später löst eines der anderen Paket einen Großbrand in einem Lastwagen auf dem Gelände eines Transportunternehmens in der Nähe von Warschau aus, der erst nach Stunden gelöscht werden kann. Noch einen weiteren Tag später passiert ein ähnliches Szenario auf einem DHL-Gelände in der Nähe des Flughafens von Birmingham. Das vierte Paket entzündet sich nicht. Ein Glücksfall für die Behörden, die den Brandsatz dadurch genau untersuchen können. Sie stellen fest, dass hochentzündliches Magnesium genutzt worden ist, damit sich das Feuer ausbreitet. Ein Feuer, das im Frachtraum eines Flugzeugs nur sehr schwer zu löschen gewesen wäre. "Das hätte durchaus viele Menschenleben kosten können", resümiert Bruno Kahl diese perfide Attacke.
"Das ist eine Eskalation, in der wir uns befinden", warnt auch Sinan Selen, Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, in der ARD-Doku: "Ich gehe davon aus, dass wir es mit einer langfristigen Bedrohungslage zu tun haben, die auch nicht abhängig davon ist, wie die Situation sich in der Ukraine weiterentwickelt." Bruno Kahl befürchtet, dass Russland schon bald den Artikel 5 testen könnte. Der besagt, dass alle NATO-Mitglieder dazu verpflichtet sind, Unterstützung zu leisten, wenn eines von ihnen angegriffen wird. "Das ist ein Szenario, mit dem wir in der nächsten Zeit rechnen müssen."
Die russische Regierung weist jede Verantwortung für die im Film genannten Vorfälle zurück. Die komplette Doku ist am Mittwoch, 23. April 2025, um 22.50 Uhr in der ARD oder schon jetzt in der ARD-Mediathek zu sehen.