Ed Sheeran stolpert in persische Hochzeitsfeier: Das sind die Musik-Highlights der Woche

Ed Sheeran war noch nie jemand mit Berührungsängsten, und sein musikalisches Talent hat ihm schon oft geholfen, dort Brücken zu bauen, wo man es vielleicht für unmöglich hält. Ein aktuelles Beispiel ist sein Song "Azizam". Kurz nach Veröffentlichung der Single präsentiert er jetzt ein dazugehöriges Video, in dem er in eine persische Hochzeit stolpert. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem vom Duo Julien Baker & Torres sowie von den 90er-Rock-Ikonen Bush.
Ed Sheeran - Azizam
Ein blasser britischer Rotschopf auf einer persischen Party: Das kann eigentlich nicht funktionieren, denkt man. Aber welche künstlerische Herausforderung sollte einen Ed Sheeran noch reizen, wenn nicht so eine wie diese? Vor wenigen Wochen veröffentlichte der gefeierte Singer/Songwriter seinen neuen Song "Azizam" (Farsi für "Mein Liebling") - der aus dem Iran stammende Produzent Ilya Salmanzadeh hatte ihn zu dem Stück inspiriert. Mit einem gerade veröffentlichten Musikvideo taucht Sheeran jetzt noch tiefer in die persische Kultur ein.
Westlicher Pop mit orientalischer Note: Ja, das geht eben doch, zumindest bei einem so talentierten Musiker wie Ed Sheeran, dem mit "Azizam" ein durchaus charmantes und spaßiges Gute-Laune-Stück gelungen ist. So richtig kommt dieses Fest der Gegensätze aber erst mit dem Video in Fahrt. Sheeran stolpert aus einem Tonstudio mitten hinein in eine große persische Hochzeitsfeier. Er wird in der Küche eingespannt und in einen Teppich eingerollt. Er tanzt, lacht und fängt sich unzählige Wangenküsse ein. Alle sind gut drauf. Und am Ende kommt es dann auch gar nicht so sehr auf die kulturellen Unterschiede an, sondern auf das Miteinander. "Azizam" wird auch auf Ed Sheerans kommendem Album "Play" enthalten sein (ein genauer Veröffentlichungstermin ist noch nicht bekannt).
Julien Baker & Torres - Send A Prayer My Way
Country-Musik - da haben viele nach wie vor konservative Texas-Machos vor Augen, die von einer Welt schwärmen, in der Männer noch "echte Kerle" sind und Frauen brav mit einem warmen Essen zu Hause auf sie warten. Und dann stehen da plötzlich zwei junge Musikerinnen und singen davon, wie es sich anfühlt, als queere Person in den Südstaaten aufzuwachsen. Julien Baker und Torres brachten zuletzt mit der Single "Sugar In The Tank" einigen frischen Wind in die Country-Szene. Jetzt legen sie mit einem ganzen Album nach.
Dass man Country auch ganz neu denken kann, bewies vor einigen Monaten schon Beyoncé mit ihrem Grammy-prämierten Album "Cowboy Carter". Mag sein, dass ihr Erfolg es auch für ein Projekt wie das von Julien Baker und Torres leichter macht, Gehör zu finden. Trotzdem machen diese beiden "Outlaws" (so bezeichnet sie die Autorin Elizabeth Wetmore) ihr eigenes Ding. Mit weniger musikalischem Stilbruch, aber inhaltlich doch sehr modern.
Julien Baker und Torres entstammen beide der Indie-Szene, aber schon 2016 entwickelten sie nach einem gemeinsamen Auftritt die Idee, irgendwann mal ein Country-Album aufzunehmen. Jetzt also "Send A Prayer My Way", eine hinreißende Platte mit insgesamt zwölf Songs zwischen Trost, Trotz und Widerstand. Kein Kitsch, viel Herz, alles sehr ansprechend - bestimmt auch für viele Hörerinnen und Hörer, die normalerweise nichts mit Country anfangen können.
Bush - 60 Ways To Forget People
Bush wurden einst als britische Antwort auf den Seattle-Grunge gefeiert, und kaum einem anderen Rockmusiker von damals flogen die Herzen so zu wie Frontmann Gavin Rossdale. Ein schöner Mann ist Rossdale, der Ex von Gwen Stefani, mit inzwischen 59 Jahren immer noch. Und jetzt will er (als letztes verbliebenes Gründungsmitglied von Bush) mal wieder zeigen, dass weiterhin Leben in seiner Band steckt. Es gibt einen neuen Song - und bald auch das nächste, inzwischen zehnte Album.
"60 Ways To Forget People" heißt der erste Vorgeschmack auf die kommende Platte. Vom Grunge (oder Post-Grunge), wie er etwa die frühen Vorzeige-Werke "Sixteen Stone" und "Razorblade Suitcase" auszeichnete, ist inzwischen nicht mehr viel zu hören. Stattdessen setzen Rossdale und Co. dem eigenen Trend folgend wieder auf breitwandigen Alternative-Rock. Aber, wie immer, mit Hingabe und großer Leidenschaft. Der neue Song, heißt es in einer Begleitinfo, erzähle von "persönlicher Transformation" und dem "schmerzhaften Prozess des Loslassens". Vor allem aber soll mit "60 Ways To Forget People" ein neues Kapitel für die Band aus London starten: Das Album "I Beat Loneliness" ist für 18. Juli angekündigt, im Herbst touren Bush außerdem mit Volbeat durch Europa (mit zehn Konzertterminen in Deutschland).