Lieber alles anders machen: In dieser Serie erlebt eine Berlinerin ihr Leben in immer neuen Variationen

Veränderungen sind gut, Veränderungen eröffnen neue Perspektiven. Das weiß niemand besser, als Toni (Malaya Stern). Die erfolgreiche Change Managerin fliegt um die Welt, optimiert Unternehmen, predigt ebenjene Veränderungen wie ein Mantra: Nur ihr eigenes Leben ist immer der gleiche Trott. Bis es komplett aus den Fugen gerät und ihr in der deutschen Paramount+-Serie nur noch die mysteriöse Fee Ariadne (Maria Schrader) helfen kann: Sie schickt Toni in den acht Episoden der deutschen Paramount+-Serie "Parallel Me" ab 26. April auf alternative Lebenswege.
Das moderne Serienmärchen von Showrunnerin und Chefautorin Jana Burbach ("Bad Banks", "Tribes of Europa") beginnt für Toni jedenfalls mit einer Kaskade von Albträumen: Weil sie völlig überarbeitet ist, unterläuft ihr in Dubai ein schlimmer beruflicher Fauxpas. Ihren Job ist sie sofort los. Und das ist noch nicht alles, was schiefläuft.
Das ewig Neue
Bei ihren Eltern (Ulrich Noethen, Caroline Peters) in Berlin kann sie nämlich nicht wieder einziehen. Die haben ihr Kinderzimmer zur Sauna umfunktioniert. Der Ex-Freund Jonas (David Kross) ist gerade Vater geworden, ihre beste Freundin Bea (Larissa Sirah Herden) will nichts mehr von ihr wissen und auswandern.
Tonis Leben ist eine einzige Katastrophe. Sie hat sich verrannt, und ein Ausweg ist nicht in Sicht. In Situationen wie dieser, darf man sich schon mal fragen: Was wäre, wenn mein Leben anders verlaufen wäre? Wäre ich glücklicher, wenn ich früher andere Entscheidungen getroffen hätte?
Während Normalsterbliche darüber nur spekulieren können, darf Toni verschiedene Möglichkeiten ausprobieren. Ariadne schenkt ihr nämlich einen magischen Schal: Sie muss nur einen losen Faden herausziehen, und schon ist sie in einer anderen Lebensrealität. In der griechischen Mythologie steht der Ariadnefaden für Klarsicht und Rettung aus ausweglosen Situationen: Nur dank des Fadens konnte Theseus einst das Labyrinth auf Kreta verlassen, nachdem er dort den Minotaurus getötet hatte.
Sich endlich mal entscheiden können
Für Toni hingegen hält der Faden erst mal nur Verwirrung bereit und ständig neue Leben. Das ewig Neue führt sie mal nach Bangkok, mal nach Berlin, mal auf Bali. Mal ist sie Popstar, mal Anwältin, mal Drogendealerin, mal Surflehrerin. - Es sind durchaus spannende Fragen, mit denen sich "Parallel Me" beschäftigt. Einerseits, weil Tonis Suche nach dem perfekten Leben nachvollziehbar ist, andererseits weil die ständigen Orts- und Persönlichkeitswechsel durchaus unterhaltsam sind.
Allerdings hätte der Serie etwas mehr Leichtigkeit gut zu Gesicht gestanden. Man taucht nur widerstrebend in die Geschichte ein, weil sie arg bedeutungsschwanger daherkommt und bisweilen etwas ungelenk inszeniert ist. Auf dem Weg der Erkenntnis lauert hinter jeder Ecke der Ernst des Lebens und fuchtelt mit einem kategorischen Imperativ. Und überhaupt: Was wäre denn so schlimm daran, wenn man sich irgendwann mal entscheidet und damit lebt, dass das Leben nicht perfekt ist?