Antoine Monot, Jr.: "Kochen ist für mich wie Yoga"

Der gemütliche Tech-Nick kann viel mehr als nur nicken. Antoine Monot, Jr. produziert Filme und spielt im Kino neben Elyas M'Barek.
Er ist ein Kultstar: Antoine Monot, Jr. (39) hat durch seine TV- und Print-Werbeauftritte als "Tech-Nick" eines Elektronik-Markts einen Wiedererkennungswert wie kaum ein Zweiter. Dabei hat der Mann durchaus mehr zu bieten als nur eine sympathische Visage. Ob als Schauspieler in Kinoerfolgen wie "Das Experiment", "What a Man" oder "Männerherzen", als Serien-Darsteller Benni Hornberg in "Ein Fall für zwei" oder als Produzent von "Kaiserschmarrn". Antoine Monot, Jr., der ab 25. September neben Elyas M'Barek und Wotan Wilke Möhring im Kino-Thriller "Who am I" zu sehen ist, hat viele Facetten, wie er spot on news im Gespräch verrät.
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Kann der Tech-Nick-Darsteller eigentlich Technik?
Antoine Monot, Jr.: Er kann und liebt Technik. Von Homepage-Programmierung, über Script-Sprache, Spielekonsole (Wii U) bis zur Heizungs-Fernsteuerung über iPad, ich bin voll im Thema. Und das seit vielen Jahren. Und immer wenn ich im Elektronikmarkt meines Werbepartners etwas kaufe, werde ich zwar erkannt, aber die Menschen sind meist ungläubig. Es ist zu offensichtlich, dass Tech-Nick im Saturn ist. Da erwartet einfach keiner, dass der echte Tech-Nick, wie gerade in München passiert, durch den Markt schleicht um sich eine neue Spielkonsole zu kaufen. Und wenn dann irgendwann der Groschen fällt, stehe ich da und mache 20 Minuten Fotos mit jedem.
Was macht das mit Ihrem Ego, dass Sie ständig als Tech-Nick wahrgenommen werden?
Monot Jr.: Das ist ja eine Rolle wie jede andere und ich bleibe ja immer ich. Mein Ego steckt das also gut weg, auch weil ich relativ geerdet bin und genug Selbstironie habe. Das Lustige ist, dass ich anscheinend immer genug Projektionsfläche gebe und Menschen an irgendjemand erinnere. Das kenne ich aus meiner Kindheit. Du siehst aus wie Orson Welles. Du siehst aus wie Zach Galifianakis. Ich war gerade am größten Independant Festival in Edinburgh, The Fringe. Da treten ganz viele Stand-Uper auf und da unterbrach ein Comedian sein Programm und sagte: Da sitzt Peter Jackson, der Regisseur von Herr der Ringe, im Publikum und deutet auf mich. Es war ein Witz, aber so was passiert mir immer wieder.
Was müsste ein Monot-Double mitbringen, um authentisch zu wirken?
Monot Jr.: Mal abgesehen von meinem elfenhaften Äußeren und meinem Sexappeal, vor allem viel Humor und Selbstironie. Ich versuche das was mir passiert nicht zu ernst zu nehmen, nehme das Leben wie es kommt und glaube trotzdem, dass ich für alles verantwortlich bin, was mir passiert. Deswegen bin ich sehr diszipliniert, was die Verfolgung meiner Interessen anbelangt. Immer Schritt für Schritt - Multitasking kann ich nicht, ich bin ganz schnell überfordert. Ich mag es gerne gemütlich und harmonisch - ganz ähnlich wie der Tech-Nick.
Im ZDF-Revival von "Ein Fall für zwei" sind Sie in die Fußstapfen des berühmten Günther Strack getreten. Der war ebenfalls berühmt für seine Gemütlichkeit.
Monot Jr.: Und er war der Fernsehheld meiner Jungend. Ich habe alle Folgen gesehen und bewunderte ihn, weil er so gütig und resolut zugleich war. Das waren Charaktereigenschaften, denen ich als junger Waldorfschüler gut folgen konnte. Trotzdem habe ich mich natürlich bemüht, ihn nicht zu kopieren, sondern habe der Figur des Anwalts Hornberg meine eigene Handschrift verliehen. Und die kommt natürlich über den Humor.
Was haben Ihnen Ihre Eltern außer dem klangvollen Namen noch mit auf den Weg gegeben?
Monot Jr.: Vor allem, dass ich meine Grenzen ständig neu definiere und mich nie auf etwas ausruhe. Meine Mutter war ehemals Schauspielerin und schickte mich von der ersten Klasse an auf ein Waldorf-Internat, wo sie dann selbst als Erzieherin arbeitete. Loheland bei Fulda ist die älteste anthroposophische Siedlung Deutschlands und wir lebten dort ziemlich autark vom Rest der Welt. Das war rückblickend das Beste, was mir passieren konnte. Denn ich war ein sehr schwieriges Kind, nicht anpassungsfähig und ein echter kleiner Querulant. Ich bin sicher, ohne Waldorf wäre ich nicht der, der ich geworden bin. Woanders hätte man mich als wahrscheinlich ADHS-Patienten abgestempelt und mit Ritalin kaltgestellt.
Was machen die Anthroposophen anders?
Monot Jr.: Sie gehen auf dich als Mensch ein, auch als Kind, und fördern deine persönlichen Fähigkeiten. Ich finde es toll, dass man eine komplette Schulzeit in einer Schule durchlebt und sich mit neun Jahren keine Gedanken um Hauptschule, Realschule oder Gymnasium machen muss. Ich würde meine Kinder auch dorthin schicken. Auch wenn ich das als Kind damals natürlich nicht alles so zu schätzen wusste. Vergangenheit wird ja sowieso immer erst in der Zukunft wertvoll.
Was störte den kleinen Antoine?
Monot Jr.: Fernseh- und Radio-Verbot fand ich als Kind natürlich alles andere als cool. Da ich aber Gott sei Dank ein Scheidungskind war, konnte ich in den Schulferien, bei Papa Zuhause, alles nachholen. Ich hing von früh bis spät vorm Fernseher und habe alles reingezogen, was ich während dem Schuljahr verpasste. Ich habe damit das ganze Eso-System untergraben: In der Schule Rilke zitiert und bei Papa Hugo Egon Balders "Tutti Frutti"-Texte nachgebetet. Aber ich glaube, dass gerade diese Mischung für meine Entwicklung so gut war. Die Steiner'sche Empathie gepaart mit dem TV-Trash, war die beste Schule für meine Form der Komik.
Was ist sonst noch hängen geblieben?
Monot Jr.: Ein gesundes Selbstbewusstsein und eine besonders ausgeprägte Empathie. Ansonsten ist da heute nicht viel Anthroposophisches in meinem Leben. Außer vielleicht die WG, in der ich mit einer Freundin lebe. Das hat nichts Anthroposophisches an sich, aber ich lebe bedingt durch meine Internatszeit einfach sehr gerne in Gemeinschaft und mag es, wenn ich nach Hause komme und da jemand ist. Das brauche ich. Obwohl ich auch sehr gerne alleine bin und das auch immer wichtiger wird, je älter ich werde. Ich bin die Mischung aus einem Herdentier und einem einsamen Wolf. Deswegen auch eine WG.
Eine WG, wie Lieschen Müller sich das vorstellt, mit Körnerfutter usw.?
Monot Jr.: Nein, ich bin ein leidenschaftlicher Fleischfresser. Deswegen fällt mir die Ernährungsumstellung, mit der ich gerade zwanzig Kilo abgenommen habe, auch so leicht. Ich verzichte komplett auf Kohlenhydrate. Außerdem bin ich ein leidenschaftlicher Koch. Das wäre die einzig vorstellbare berufliche Alternative zur Schauspielerei gewesen.
Geht's Ihnen um's Essen oder Kochen?
Monot Jr.: Es geht um's Kochen! Kochen ist für mich wie für andere Menschen Yoga. Da kann ich total abschalten. Ich kann einer Schweineschulter vier Stunden lang beim Brutzeln im Ofen zu schauen und dabei ins Nirwana schweben vor lauter Entspannung. Und meine Kalbsrouladen waren nicht unwesentlich an der Eroberung meiner Herzensdame beteiligt.