Die Stars der Woche

Die vergangenen sieben Tage standen ganz im Zeichen der WM. Dann kam lange nichts - und schließlich eine allgemeine Tendenz zur Star-Entgleisung. Uruguays bissiger Stürmer Luis Suárez vereinte beide Themen auf eindrucksvolle Art. In seinem Schatten qualmte Shia LaBeouf vor Zorn. Und Gary Oldman hatte irgendwie die Gewalt über seine Zunge verloren.
Bisweilen, heißt es, seien kleine und große menschliche Aussetzer ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Vielleicht deshalb haben sich in Woche zwei der Fußball-WM gleich mehrere Top-Stars ordentlich daneben benommen - sonst wären ja gar keine Schlagzeilen mehr zu holen gewesen. Und so übte sich Gary Oldman in politischer Unkorrektheit, Film-Star Shia LaBeouf qualmte erst im Theater und dann vor Zorn. Und Uruguays Sturm-Held Luis Suárez biss sich die Zähne an Italiens Abwehrreihe aus. Im wahrsten Sinne des Wortes. Anders versuchte es Matthias Reim, der sein Leben in neue Bahnen lenkte, ohne zu entgleisen. Und "King of Pop" Michael Jackson hat auch ohne jegliche Äußerung seine unzerstörbare Zugkraft bewiesen.
Luis Suárez:
Der Mann ist ein Wiederholungstäter. Und trotzdem schockierte sein ruchloser Akt der Aggression Fernsehzuschauer in aller Welt. Am Dienstagabend biss Uruguays Sturmstar Luis Alberto Suárez Silva (27) mal wieder kraftvoll zu. Ausgerechnet bei der Fußball-WM in Brasilien. Und was noch viel schlimmer ist: In die Schulter des italienischen Fußballers Giorgo Chiellini. Eine Grenzüberschreitung, so roh, animalisch und unzivilisiert - relativ gesehen -, dass jeder jochbeinbrecherische Ellbogenschlag auf dem Fußballplatz schnell verblasste. Auf Twitter wurde Suárez fix mit Hannibal Lecter in einen Topf geworfen - und damit gewissermaßen fiktionalisiert. Das passt. Denn als fußballerische Erzählung wird diese zahnpastafeste Attacke vielleicht ihren Platz neben Diego Armando Maradonas "Hand Gottes" finden: Der "Zahn Gottes". An seiner folgenden Verbannung vor den Fernseher durch die FIFA wird selbst Suárez nun allerdings zu knabbern haben.
Shia LaBeouf:
Stars können bisweilen herrlich unlogisch agieren: Vor Monaten wollte Schauspiel-Star Shia LaBeouf (28, "The Company You Keep" ) sein Promi-Dasein aufgeben. Er spazierte mit Papiertüte über dem Kopf über die Berlinale und schwor, fortan ein gewöhnlicher Niemand zu sein. Nun hat sich das Enfant Terrible selbst wieder ins Gespräch gebracht. Wie Suárez mit einer nahezu animalischen Grenzübertretung. LaBeouf steckte sich im Theater eine Zigarette an. Und als dann die Ordnungshüter eingriffen und den Mimen abführen wollten, rief der entsetzte Niemand, so ist es zu lesen: "Wisst ihr denn nicht wer ich bin, verdammt noch mal!?" Die Antwort lautet wohl Nein. Woher denn auch? Die Geister, die er rief...
Gary Oldman:
Gary Oldman (56, "Robocop" ) zählt - anders als sein Schauspielkollege LaBeouf - nicht unbedingt zu den Dauergästen in den Klatschspalten. Lieber macht er seinem Namen Ehre und lebt ein gesetztes Leben. Anfang der Woche hat aber auch Oldman über die Stränge geschlagen. Seltsam sehenden Auges ist der Star in den Shitstorm geschlittert: Er verteidigte die Kollegen Mel Gibson (58, "Machete Kills" ) und Alec Baldwin (56), die einst mit unerfreulichen antisemitischen und homophoben Äußerungen Schlagzeilen gemacht hatten. "Der Polizist, der ihn festgenommen hatte, hat niemals das Wort 'Nigger' oder 'scheiß Jude' benutzt?", fragte er den "Playboy" mit Blick auf jenen Freund und Helfer, der damals Gibson in Gewahrsam genommen hatte. Der Leser schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Und der Polizist konterte: "Ich bin Jude. Warum sollte ich so etwas sagen und damit meine Religion diskreditieren?" Klingt irgendwie logisch.
Matthias Reim:
Ganz anders ist es in der vergangenen Woche Schlager-Star Matthias Reim (56, "Verdammt für alle Zeit") ergangen. Seine Geschichte und etwa jene LaBeoufs verbindet bestenfalls das Wörtchen "verdammt". Mit dem hatte Reim Anfang der 90er Jahre musikalisch seine Unsicherheit im Hinblick auf eine amouröse Liaison unterstrichen. "Verdammt ich will dich - ich will dich nicht." Im echten Leben scheint der Sänger nun herausgefunden zu haben, was er will: Nämlich wieder mit Ex Sarah (35) zusammenleben. Die zog jetzt wieder in Reims trautes Heim ein, wie die "Bild"-Zeitung herausfand. Für eine wahrhaftige Entgleisung mag diesen Schritt allerdings womöglich Christin Stark halten. Sie hatte zuvor mit Reim das Haus geteilt. Und noch im Winter zu Protokoll gegeben: "Mit Sicherheit sind wir seelenverwandt."
Michael Jackson:
Ein anderer wird so bald nicht aus den Häusern und Herzen seiner Fans verschwinden. Schon zum fünften Mal jährte sich am Mittwoch der Tod des "King of Pop", Michael Jackson (1958-2009, "Bad"). Anlass für einen ganz stillen Hype: 15.000 Rosen legten Fans am Mausoleum des früh verstorbenen Stars ab. Auch auf dem Hollywood Walk of Fame hinterließen die Jacko-Jünger zeichen ihrer Liebe. Und während Jackson in seinen drei Kindern Michael Prince (17), Paris (16) und Blanket (12) ohnehin weiterlebt, müssen sich die Nachkommen auch nicht um ihr materielles Wohlergehen sorgen: Auf mehr als 1,3 Milliarden Euro soll der Nachlass Jackos in den nächsten Jahren anwachsen. Grund dafür ist wiederum die unbeugsame Zuneigung der Fans. Denn die kaufen nach wie vor Jacksons posthum veröffentlichte Alben. Und sollen in absehbarer Zeit Konzertkarten für die Tour eines Michael-Jackson-Holograms erstehen.