Fabian Hambüchen: Seine ganze Familie holte Gold

Mit dem Olympiasieg am Reck hat Fabian Hambüchen seiner Turner-Karriere die Krone aufgesetzt. Seine Erfolge verdankt er auch dem Rückhalt durch seine Familie.
Bevor er sich zu Gold auf- und abschwang, stand ein sehniger Mann hinter Fabian Hambüchen (28). Er hob das kleine Kraftpaket (1,62 Meter, 62 Kilo) an die Reckstange - und der Triumph von Rio de Janeiro nahm seinen Lauf.
Der Vater führte ihn zur Goldmedaille
Wolfgang Hambüchen (61), der Mann hinter Fabian, führte den Turner zur Goldmedaille. Der Vater des Olympiasiegers war selbst ein ehrgeiziger Turner, er trainiert seinen Sohn von Kindesbeinen an und machte ihn zu einem der erfolgreichsten Turner in der deutschen Sportgeschichte.
Es geht nicht immer reibungslos zwischen den beiden ab, und es ist kein Geheimnis, dass dann beim TSG Niedergirmes (bei Wetzlar), dem hessischen Heimatverein des Hambüchen-Duos, schon mal die Fetzen fliegen. Doch sie finden immer wieder zueinander - und sie orientieren sich stets nach vorne.
2004 betreute Wolfgang Hambüchen seinen Sohn erstmals bei den Olympischen Spielen in Athen. Vier Jahre später war er auch in Peking mit dabei, als sein Sohn am Reck Bronze holte. 2012 bei Olympia in London hatte der Vater keine Akkreditierung als Personal Coach vom Deutschen Olympischen Sportbund bekommen. Er wohnte in einem Wohnmobil auf einem nahegelegenen Zeltplatz und durfte seinen Sohn nur aus der Ferne beraten. Der gewann trotzdem die Silbermedaille am Reck.
2016 sah es so aus, als könne Fabian Hambüchen überhaupt nicht in Rio starten. Ihn plagte eine chronische Sehnenreizung an der rechten Schulter. Er könne noch nicht mal einen Salzstreuer vom Boden aufheben, klagte er. Doch dann wurde er rechtzeitig fit, sein Vater war auch wieder als Trainer mit von der Partie und Fabian Hambüchen jubelte: "Das ist supergeil. Ich freue mich für ihn und für mich, dass es geklappt hat, was in London ja noch unmöglich war."
Klan-Prinzip als Erfolgsrezept?
Einige Experten glauben sogar, dass der Erfolg ohne die Familie nicht möglich gewesen wäre. Die "Süddeutsche Zeitung" schreibt: "Der Vater steht für etwas, das in anderen Ländern selbstverständlich ist, im deutschen Sport aber eine Besonderheit - das Klan-Prinzip. Das hat manchmal zu Konflikten mit dem Verband geführt, Hambüchen aber unabhängig und stark gemacht. Der Klan bestand aus der Mutter als Terminplanerin, dem Onkel als Mentaltrainer, dem Vater als Ex-Turner und Trainer, einem Freund, Mauno Nissinen, als Video-Coach und dem Bruder als Bruder. Sie alle haben ihn gewissermaßen hinaufgehoben."
Wie eingespielt das Vater-Sohn-Team ist, bewiesen die beiden Ende Mai 2010. Beim "Wer wird Millionär? - Prominenten-Special" erspielten sie 125.000 Euro.
Im gleichen Jahr hatte der Sohn sein Buch "Fabian Hambüchen - Die Autobiografie" veröffentlicht. Das Werk stieß bei Turner-Kollegen auf Ablehnung und Unverständnis. "Alle, mit denen ich bisher darüber gesprochen habe, finden das alles nur lächerlich", sagte Mannschaftseuropameister Philipp Boy.
Offenherzige Liebes-Beichten
Sie meinten damit die Liebeserfahrungen, die Hambüchen den Lesern freimütig mitteilte. So beschrieb er die Beziehung zu einer gewissen Lara und wie Drogen diese Liebe bereits nach drei Monaten zerstörten, weil Laras Freunde ständig und überall kifften.
"Ich ging als unfreiwilliger Passivraucher ein enormes Risiko ein. Cannabis steht auf der Doping-Liste. Selbst minimale Dosen, durch Passivrauchen konsumiert, könnten unter Umständen einen positiven Doping-Test zur Folge haben", schrieb er. "Plötzlich tauchte da vor meinem inneren Auge wieder die Headline auf: 'Hambüchen positiv getestet'. Das war ein Alptraum, und so weit durfte ich es nicht kommen lassen. Und so trennte ich mich von Lara, obwohl ich sie liebte. Ich machte sogar Schluss mit ihr, ohne ihr meine wahren Beweggründe zu nennen."
Dann erzählte er, dass ein halbes Jahr später eine neue Freundin auf der Matte stand. "Sie hieß Sarah, und wir sahen uns täglich, denn sie war auch Turnerin... Sarah war irgendwann so weit in unsere Familie integriert, dass man fast schon vergaß, dass sie ja meine Freundin war und wir beide nicht nur Turnvideos miteinander guckten. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass meine Mutter einmal mit einem Korb voll Wäsche in mein Zimmer platzte, ohne vorher anzuklopfen. Und sie erwischte Sarah und mich in flagranti. Das Schloss war leider kaputt, so dass wir die Tür nicht hatten absperren können. Meiner Ma war die ganze Sache sichtlich unangenehm. Mit puterrotem Kopf schloss sie schnell die Tür hinter sich."
Auf Sarah folgte Victoria, von der er berichtet: "Obwohl ich ihr keinen Anlass gab, neigte sie zu Eifersucht und engte uns beide damit ein. Ich hatte Viki klar gesagt, dass ich nicht bereit wäre, zukünftig darauf zu verzichten, mich mit anderen Frauen platonisch zu treffen. Also Kolleginnen der Turnfamilie, die ich teilweise schon Jahre kenne, auf Facebook als Freundinnen in meine Liste hinzuzufügen. Das war für sie nicht tolerierbar. Für mich war diese Haltung nicht akzeptierbar. Daraufhin hab ich lange mit Onkel Bruno, meinem Mentaltrainer, darüber gesprochen. Ich habe ihm alles offenbart. Nach dem finalen Gespräch wusste ich, dass es für Viki und mich keine Zukunft mehr gab."
Die Beziehung zu Vikis Nachfolgerin Caroline dauerte drei Jahre. Das Paar lebte in Köln, wo Fabian an der Sporthochschule studierte. 2014 verkündete sein Vater das Liebes-Aus, das Fabian in "Bild" bestätigte: "Ja, es stimmt. Wir haben uns leider getrennt. Der Spagat zwischen Universität, Training und Beziehung ist leider nicht gelungen."
Seit 2015 ist Hambüchen mit der Lehramtsstudentin Marcia (23) zusammen. Auch sie ist Turnerin. Auf Facebook postete er begeistert: "Wir sind überglücklich." Nach dem Gewinn der Goldmedaille sagte er: "Ich muss jetzt erstmal meine Freundin anrufen." Dann verließ er die Halle. Als Olympiasieger.