George R.R. Martin: "Game of Thrones"-Hype wird zum Problem

Die Mehrheit seiner Leser ist George R.R. Martin dankbar für seine "Das Lied von Eis und Feuer"-Reihe. Bei manchen Fans gehen Zuneigung und Erwartungshaltung aber auch zu weit. Sie setzten den Autor regelrecht unter Druck, sein Werk endlich zu beenden.
George R.R. Martin (66) ist der kreative Kopf hinter der Erfolgs-Serie "Game of Thrones" . Jahre bevor der US-Sender HBO das Fantasy-Epos ins Fernsehen brachte, veröffentlichte Martin den ersten Band von "Das Lied von Eis und Feuer". Mittlerweile gibt es fünf Bücher, in der deutschen Übersetzung sind es sogar doppelt so viele. 55 Millionen Ausgaben wurden weltweit verkauft, die TV-Serie erreicht in der Spitze alleine in den USA über 18 Millionen Menschen - der Hype um "Game of Thrones" und die Bücher scheint grenzenlos.
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Für Martin wird genau das zunehmend zum Problem, denn viele seiner Leser drohen ihn mit Bewunderung und der Gier nach neuem Stoff beinahe zu erdrücken, wie er im Gespräch mit dem Magazin "Der Spiegel" erzählte. "Liebe und Hass sind einander sehr nah bei diesen Leuten", sagt der Schriftsteller über Teile seiner Leserschaft. Weil etwa der vierte Band nicht den Vorstellungen vieler Fans entsprach, habe er "Tausende wütender E-Mails oder Briefe gekriegt, da stehen scheußliche Sachen drin". Viele würden sich sogar aufregen, wenn er Football-Spiele besuche, anstatt zu schreiben. "Die ganze alberne Aufregung zehrt natürlich an den Kräften."
Besonders geschmacklos: Manche seiner Kritiker bezweifeln, dass der Senior die insgesamt sieben Bände fertigstellen wird. "Ich finde diese Fragen ziemlich beleidigend, wenn Leute über meinen Tod und meine Gesundheit spekulieren", sagte Martin vor Monaten daraufhin dem Schweizerischen "Tages-Anzeiger". "Also an all diese Leute: Fuck You!"
Nicht nur die Leser, auch Fans und Macher der TV-Serie dürften ihm bald im Nacken sitzen. Im kommenden Jahr erscheint die fünfte Staffel, dann hat die Serie inhaltlich zu den Büchern aufgeschlossen - Martin allerdings wird die beiden letzten Bücher der Reihe nicht so schnell schreiben können, wie der Sender neue Folgen produzieren möchte. "Die schreiben ein paar Drehbücher von 60 Seiten, ich schreibe 1000 Seiten pro Buch", so der Autor im "Spiegel". Kein Wunder also, dass ihm "eine große Last von den Schultern fallen wird, wenn der letzte Band geschrieben ist".
Martin selbst ist übrigens sehr froh, nicht Teil seines eigenen Mythos sein zu müssen. Auf die Frage, welche Figur er in seiner Roman-Welt gerne wäre, sagte er: "Ich bin sehr eindeutig eine Kreatur der USA des 21. Jahrhunderts. Ich mag meine Cheese-Tacos und meine eisgekühlte Coke. In Westeros würde einer wie ich nicht lange überleben."