Herbert Grönemeyer: "Ich erzähle nicht von meinem Leben"

Seine Musik geht ins Ohr, seine Texte direkt ins Herz: Nun verrät Sänger Herbert Grönemeyer, wie seine Lieder entstehen. Außerdem räumt er mit falschen Gerüchten auf.
Ende 2014 erschien sein neues Album "Dauernd jetzt". Darauf singt Herbert Grönemeyer (59) einmal mehr die für ihn typischen, bedeutungsschwangeren Songs, die direkt ins Herz der Menschen treffen. Wie seine Lieder entstehen, verriet er nun dem "SZ Magazin". "Ich sitze am Klavier. Und da spiele ich halt so vor mich hin. Ich suche. Im Grunde sitze ich am Klavier und forsche. Forschen, das trifft's ganz gut", sagt Grönemeyer. Doch er hocke nicht pausenlos am Instrument: "Ich spiele, mach was anderes, telefoniere, spiele wieder, geh mal in den Garten, spiele, google ein schönes altes Auto."
Herbert Grönemeyer bei "Circus Halligalli" sehen Sie in diesem MyVideo-Clip
Beim Texten der Stücke sei der 59-jährige dagegen wesentlich disziplinierter. Allerdings texte er seine Songs nicht tagsüber, sondern "fast ausschließlich nachts". "Da bin ich für mich, da gehört die Welt mir. Ich rauche eine Zigarette so um zwölf, dann beginnt meine Zeit", sagt Grönemeyer, der diesen Rhythmus noch aus seiner Zeit am Theater habe. "Nach der Vorstellung noch was trinken gehen, das wurde spät. Beim Konzert ist es jetzt das Gleiche. Ich gehe doch nach dem letzten Lied nicht einfach ins Bett. Da pumpt das Adrenalin noch so, das hält dich wach bis morgens."
"Da ziehe ich eine Grenze"
Was den Inhalt seiner Lieder angeht, räumt der in Göttingen geborene Musiker mit dem Gerücht auf, dass er stets seine Gefühle, sein Privatleben zum Thema mache: "Das stimmt so nicht. Exakt da ziehe ich eine Grenze. Ich erzähle nur das von meinen Gefühlen, was sich künstlerisch verarbeiten lässt. Ich erzähle nicht von meinem Leben." So sei "Der Weg" vom Album "Mensch" ein stilisiertes Lied über Trauer. Und auch wenn es von seiner 1998 verstorbenen Frau Anna handele, sei es nicht die Abbildung seines Privatlebens. "Die Leute sollen nicht mein Leben hören, sondern sie sollen eher meine Lieder auch für ihr Leben nehmen können", sagt Grönemeyer.
Den Tod seiner Frau vor gut 16 Jahren habe der Sänger mittlerweile verarbeitet. "Ich hab wieder einen Frieden gefunden. Damals sind ja drei gestorben, mein Bruder, meine Frau, später auch noch mein Vater. Die drei sind als Truppe da, die auf mich gucken", sagt der Pop-Star. Das habe vermutlich mit der calvinistischen Prägung durch seinen Vater zu tun. "Wenn ich von meinem Vater erzähle oder von meiner damaligen Frau, dann sind sie immer bei mir", sagt Grönemeyer und ergänzt: "Wenn, dann frage ich mich eher, wie es meinen Kindern damit geht, dass ihre Mutter nicht mehr lebt."