Nach frühem Tod des Autors: So kam "Tschick" auf die Leinwand

Wolfgang Herrndorf war ein großer Film-Kenner und der Schriftsteller wollte, dass sein Kult-Buch "Tschick" verfilmt wird. Selbst darum kümmern konnte er sich aber nicht mehr: Bei ihm war ein bösartiger Hirntumor festgestellt worden.
Der Roman "Tschick" wurde unmittelbar nach seinem Erscheinen 2010 zum Phänomen. Jetzt läuft die Geschichte der beiden Jugendlichen auf ihrer Fahrt in einem geklauten Lada durch Ostdeutschland im Kino an. Der Schöpfer der Story, Bestsellerautor Wolfgang Herrndorf, konnte sich dem Filmprojekt nicht mehr widmen. Er starb im August 2013 im Alter von 48 Jahren, nachdem bei ihm im Februar 2010 ein bösartiger Hirntumor diagnostiziert worden war.
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In "Tschick" schickte Herrndorf den 14-jährigen Außenseiter Maik mit Tschick, dem gleichaltrigen Spätaussiedler aus Russland, auf einen besonderen Roadtrip - und erschuf damit einen der erfolgreichsten deutschsprachigen Romane der vergangenen Jahre. Bis heute hat sich das Buch über 2,2 Millionen Mal verkauft, wurde in mehr als 25 Ländern veröffentlicht und vielfach ausgezeichnet. Auch auf den deutschen Theaterbühnen wurde der Stoff zum Erfolg.
Herrndorf war ein Kenner der Filmszene
Kein Wunder also, dass eine ganze Reihe renommierter Filmemacher Interesse an der Verfilmung hatte. Herrndorf selbst war ein leidenschaftlicher Cineast und Kenner der deutschen Filmszene. Ihm soll es schwer gefallen sein, eine Entscheidung zu treffen, wer der Richtige für die Verfilmung sein könnte. Erschwerend sei die fortschreitende Erkrankung des Schriftstellers hinzugekommen, heißt es bei Studiocanal Film. Die habe eine konzentrierte Beschäftigung mit einer Filmadaption nicht zugelassen.
"Er wollte, dass das Buch verfilmt wird, konnte sich aber aufgrund seiner Krankheit nicht mehr selbst darum kümmern", wird Filmproduzent Marco Mehlitz zitiert. "Nach seinem Tod habe ich mein Interesse an einer Verfilmung erneut bekräftigt und Herrndorfs Freund Lars Hubrich als Drehbuchautor vorgeschlagen. Das war ein Bonus: Ohne dass ich es wusste, hatte Herrndorf gegenüber dem Verlag den Wunsch geäußert, dass Hubrich das Drehbuch zu 'Tschick' schreiben solle."
"Das Herz des Romans auf der Leinwand"
Über eineinhalb Jahre wurde der Stoff zur Drehreife entwickelt - und dann standen die Macher plötzlich vor einem Problem: Neun Wochen vor dem vorgesehenen Drehstart geriet der ursprüngliche Regisseur wegen Terminproblemen bei anderen Verpflichtungen unter Zeitdruck. Nach der einvernehmlichen Trennung sahen sich die Produzenten "in der Zwickmühle". "Wir standen plötzlich wenige Wochen vor Drehbeginn ohne Regisseur und mit einem Team da, das seinetwegen engagiert worden war", erzählt Susa Kusche von Lago Film. Der erste Name auf ihrer kurzen Liste sei der Hamburger Regisseur Fatih Akin gewesen - und der hatte zufällig gerade Zeit.
Den Produzenten von "Tschick" war auch der Kontakt zu Wolfgang Herrndorfs Witwe und Herrndorfs Eltern wichtig: Als die Familie den Film gesehen hatte, "haben sie danach zu unserer und sicherlich auch ihrer eigenen Erleichterung alle einvernehmlich gesagt, dass die Jungs entzückend sind, und dass das Herz des Romans auf die Leinwand gekommen ist".