Radek Knapp: Per "Gipfeldieb" zur Vogelperspektive

Ein Esel in einer Wohnung und Vitrinen voller abgeschlagener Berggipfel. Als Heizungsableser in Wien erlebt Ludwik Wiewurka einiges. Bis ihn das Schicksal in eine ganz andere Branche verschlägt. Radek Knapp präsentiert in Frankfurt seinen neuen Roman "Der Gipfeldieb".
Mit Romanen wie "Herrn Kukas Empfehlungen" feierte Radek Knapp große Erfolge - am Frankfurter Literaturbahnhof präsentiert er nun am Donnerstag sein neues Werk "Der Gipfeldieb" (Piper, 208 Seiten, 20 Euro).
"Der Gipfeldieb" von Radek Knapp finden Sie hier
Der 1964 in Warschau geborene österreichische Schriftsteller arbeitete schon als Würstchenverkäufer, Tennislehrer - und Gasableser. Wie die Hauptfigur in "Der Gipfeldieb": Ludwik Wiewurka, der als Ableser in Wien die Türen lesen kann "wie eine Zigeunerin aus der Hand eines verliebten Alkoholikers", erlebt auf der Suche nach der nächsten Heizung einiges Ungewöhnliche. In der einen Wohnung steht ein lebendiger Esel, in einer anderen gibt es im Wohnzimmer anstatt Möbel nur Glasvitrinen mit kleinen Felsbrocken. Genauer gesagt Berggipfel, wie Ludwik von dem "Gipfeldieb" erklärt bekommt.
Dieser "Gipfeldieb" geht auf Berge und schlägt Gipfel ab, wenn er ein Problem hat. Und da auch sein Heizungsableser eindeutig etwas habe, was ihn wurmt, erhält Ludwik ein ganz besonderes Geschenk, das er gut gebrauchen kann: einen Gipfel, und damit die "Vogelperspektive im Taschenformat". Tatsächlich hat ihm die unerwartete Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft nämlich gerade einen Vorstellungstermin bei der Militärkommission eingebracht, bei der er mit seiner schauspielerischen Einlage als psychisch Kranker nicht gerade überzeugen konnte. Statt Kaserne rettet er sich aber immerhin in einen drei Monate langen Ersatzdienst im Altersheim...
"Das Zentrum des 'Gipfeldiebs' war mein Zivildienst in einem Altersheim namens 'Weiße Tulpe'", sagt Radek Knapp im Buchblog des Piper-Verlags über die Entstehung des Romans. "Ich habe es in der Geschichte 'Titus der Krankenpfleger' zusammengefasst, ohne zu wissen, dass es mir einmal gute Dienste leisten würde." Um sie herum seien die übrigen Abenteuer aus "Der Gipfeldieb" gewachsen. Und so darf der Leser Ludwik Wiewurka begleiten - quer durch Wien, in jede Menge fremder Wohnungen und in die Zimmer des Altenheims, das ihn bald vor die nächste große Entscheidung stellen wird. Ein kurzweiliges Lesevergnügen, das zum Schmunzeln und Nachdenken animiert.