Rapperin Fiva: Geld oder Gedichte?

Die Münchner Rapperin und Moderatorin Nina "Fiva" Sonnenberg schwimmt eindrucksvoll gegen den Mainstream. Doch kann man davon leben?
Sie ist eine der vielseitigsten Künstlerinnen der jungen Generation: Die Münchnerin Nina "Fiva" Sonnenberg (37) rappt erfolgreich (auch mit Sportfreunde Stiller und Fettes Brot), schreibt Gedichte, die sie auf Poetry-Slam-Bühnen vorträgt, moderiert Radio- und TV-Sendungen (auf ORF, ZDF und 3sat) und hat ein eigenes Musiklabel. Kurz: Sie schwimmt eindrucksvoll gegen den Mainstream.
Sehen Sie auf Clipfish das Musikvideo zu Fivas Hit "Das Beste ist noch nicht vorbei"
Nur: Kann man davon leben? Im Wirtschaftsteil der "Süddeutschen Zeitung" sprach Fiva (Abitur, Ausbildung als Verlagskauffrau und abgeschlossenes Soziologie-Studium) über Musikgeschmack, Freiheit, Geld und ihren Traum von der eigenen Wohnung.
Feste Jobs machen "ängstlich und bequem"
Die freiberufliche Künstlerin - "es gibt Monate da läuft es so super, dass ich sage: Wow, was für ein tolles Leben! Und es gibt Monate, in denen ich mir denke, gut, dass ich vorher ein tolles Leben hatte" - glaubt, dass feste Jobs "ängstlich und bequem" machen.
Noch nie einen Lebenslauf geschrieben
Sie selbst habe noch nie einen Lebenslauf geschrieben. "Lebensläufe sind sowieso etwas Komisches. Man macht die Rechnung über sein Leben auf. In Stichworten. Dabei gäbe es da doch so viel zu erzählen. Dafür interessiert sich aber keiner, auch nicht im Bewerbungsgespräch. Dem bin ich bisher immer entgangen. Vielleicht habe ich auch deshalb zu wenig Respekt für Festangestellte, weil ich gar nicht weiß, was die alles durchgemacht haben, bis die endlich ihre Stelle haben."
Nach ihrem ersten Album "Spiegelschrift" sei ihre Musikproduktionsfirma abgesprungen. "Die haben das zweite Album ("Kopfhörer" - die Red.) gehört, und es hat ihnen nicht gefallen. Das war hart, so abgewiesen zu werden. Da dachten wir uns, lass uns das selber machen."
"Ist das euer Ernst?"
Sie habe das Album nicht nach dem Geschmack der Plattenfirma ändern wollen. "Es war richtig, das nicht zu tun. Ich wollte die Musik genauso machen. Ich kann keine Pophits schreiben. Es kommen jetzt manchmal noch Angebote, bei denen ich mir denke, ist das euer Ernst?"
Einmal habe man sie um einen Eröffnungs-Rap für eine Modefiliale gebeten. "Rap hat ja auch was Jugendliches, dann sprayen die hinten noch ein Graffito an die Wand und denken, schon haben sie die junge Zielgruppe... Nein, ich sage in meinen Texten, was ich meine. Wie soll man mir das weiter glauben, wenn ich mal kurz bei McDonald's reinspringe und einen Rap zum Besten gebe, vor einer brennenden Mülltonne mit Baggy Pants."
Natürlich sei es für die persönliche Freiheit gefährlich, kein Geld zu haben. "Ich brauche schon Geld." Und im Umgang mit dem Finanzamt sei sie "ein Streber. Ich zahle immer die Hälfte von meinem Verdienst auf ein eigenes Konto für die Steuer."
Status? Fragwürdig!
Als freiberufliche Künstlerin sei ihr Status "ohnehin fragwürdig", wenn man einmal von Partys absehe. "Sagen wir es so: Die anderen liefern den Champagner, ich die Inhalte. Das funktioniert so weit ganz gut. Wenn es um eine neue Wohnung ginge, wäre es wahrscheinlich nicht so."
Deshalb ist die eigene Wohnung ein Lebenstraum von Fiva. "Das ist das Einzige, was ich wirklich gerne hätte. Ich wollte nie ein Auto, Schmuck oder teure Klamotten. Aber eine Wohnung, in der ich leben kann, bis ich alt bin. Ich stelle mir das toll vor, wenn man sich dann mit 75 eine behindertengerechte Dusche in seine eigene Wohnung einbauen kann... Wohnen ist einfach das Allertollste."