Veronica Ferres: Superweib, Sauberfrau, Störfaktor

Veronica Ferres feiert ihren 50. Geburtstag. Wir werfen einen Blick auf das Leben der Schauspielerin, die wahrscheinlich mehr polarisiert als alle ihrer Kollegen.
Veronica Ferres wird 50 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch, wird ein Teil der Bevölkerung da denken. Ein anderer, nicht minder großer Teil wird dagegen schon beim Lesen ihres Namens innerlich mit den Augen rollen.
Denn bei keiner anderen Schauspielerin Deutschlands liegen Bewunderung und Ablehnung so nah beieinander wie bei Ferres, die in den 1990ern als blondes "Superweib" die Kinolandschaft betrat und später als Mehrteiler-Wunderwaffe nicht mehr aus dem Fernsehen wegzudenken ist. In regelmäßigen Abständen spielt sie die aufopfernde Mutter oder den leidenden Flüchtling, schließlich sogar die verliebte Kanzlerin.
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Overkill? Wohl kaum, denn es gibt mehrere Kollegen, die ebenfalls mit Omnipräsenz auf dem Bildschirm glänzen. Dennoch scheint Ferres besonders zu stören. An entnervten verbalen Seufzern wimmelt es nicht nur in Online-Foren, sondern regelmäßig auch in der Presse. Und für eine Umfrage der "Bild am Sonntag" zu den 100 beliebtesten Schauspielern Deutschlands wurde sie erst gar nicht berücksichtigt.
Sorgsame Imagepflege
Davon lässt sich Ferres aber nicht beirren. Sie sei nicht auf der Welt, um "ein Gefälligkeitsprodukt" zu werden, wie sie im BR-Portrait "Lebenslinien" sagte. Nicht einmal die Beziehung zu dem umstrittenen Unternehmer Carsten Maschmeyer (56) konnte ihr etwas anhaben. Seit 2009 steht sie entschlossen an seiner Seite. Im September 2014 folgte die "heimliche" Hochzeit, die in "Wetten, dass..?" angekündigt worden war und von der mehrere Boulevardblätter erstaunlich schnell wussten. "Ich möchte geliebt werden, so anstrengend wie ich bin, so widersprüchlich wie ich bin, so unberechenbar wie ich bin", erklärte Ferres ihre Liebe zu Maschmeyer in "Lebenslinien".
Anstrengend, widersprüchlich und unberechenbar? So kennt die Öffentlichkeit Ferres nun gar nicht. Vielmehr pflegt sie das Image der grundsoliden Sauberfrau, politisch korrekt und köstlich vorhersehbar in ihrer Rollenauswahl. Selbst ihr BR-Porträt wirkte so glattgebügelt, als sei es von ihr selbst inszeniert worden. Geschichten über Magersucht und Rebellion gegen die Eltern trugen nur noch zu dem erwünschten Bild des starken, aber feinfühligen Stehaufweibchens bei.
Auf Twitter gibt sie sich nahbar und kommunizierte parallel zu ihrem TV-Film "Die Staatsaffäre" (2014) mit ihren Followern. Kommentierte dabei fleißig das Geschehen auf dem Bildschirm: "Das war ein guter Spruch!". Bei "Mein Mann, ein Mörder" (2013) wollte sie unter anderem wissen: "Und, welche dunklen Geheimnisse habt ihr so?". Und packte noch ein Zwinker-Smiley hinten dran. Zwischendurch postet sie auch gerne Zitate wie eines von Leonardo DiCaprio (40) in seiner Rolle aus "The Wolf of Wall Street" (2013) - ungeachtet dessen, dass er in dem Film von Martin Scorsese (72) einen skrupellosen Betrüger spielte.
Wo sind die Ecken und Kanten?
Für einen ordentlichen Shitstorm, wie Til Schweiger (51) sie regelmäßig aufbrausen lässt, reichen solche Mini-Fettnäpfchen freilich nicht. Doch gepaart mit ihrem angestrengten Sauberfrau-Image scheint sie bei den Menschen damit einen Nerv zu treffen. Denn für jeden ergebenen Fan hat Ferres mindestens einen Menschen, der mit den Augen rollt, wenn sie als tapfer leidende Heldin über den Bildschirm flimmert. Oder wenn sie Beileidsbekundungen an alles und jeden twittert - von Leonard Nimoy (1931-2015) bis zu den Opfern der Germanwings-Flugzeugkatastrophe.
Denn ein Superweib, das sich nicht in seine Karten schauen lässt und sich stattdessen um eine stete Maske der Makellosigkeit bemüht, löst weniger Bewunderung als Unbehagen aus. "Ich bin ein Mensch mit Ecken und Kanten", versicherte sie in "Lebenslinien". Die würde Deutschland gerne mal sehen.