Wie ein Syrien-Flüchtling in Stings Band kam

Weltstar Sting suchte für sein neues Album einen arabischen Laute-Spieler und fand schließlich den Syrer Thabet Azzawi. Hinter dem 26-Jährigen liegt eine abenteuerliche Reise.
Er floh vor den Terroristen des Islamischen Staats - und landet auf dem neuen Album des weltberühmten Rockstars Sting (64, "Desert Rose"). Der Syrer Thabet Azzawi hat als Flüchtling eine abenteuerliche Musik-Karriere gemacht.
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Eine märchenhafte Geschichte
Der 26-jährige Musiker und Medizinstudent schildert in der "Süddeutschen Zeitung" seine märchenhafte Geschichte, die 2013 beginnt, als IS-Kämpfer seine Heimatstadt Deir ez-Zor besetzen. Die gesamte Familie flieht entsetzt ins Nachbarland Libanon (die Eltern und ein Bruder leben heute in London, ein weiterer Bruder und eine Schwester in Deutschland).
Thabet Azzawi kehrt jedoch aus dem libanesischen Flüchtlingslager zurück nach Deir ez-Zor. Er hatte seine geliebte Oud zurückgelassen, eine siebensaitige arabische Laute. Viele Landsleute erklären ihn für verrückt, denn in der syrischen Stadt wütet der IS. Doch Thabet sagt nur: "Ohne die Musik meiner Oud kann ich nicht leben. Es hat richtig wehgetan, ohne sie zu sein."
Weiter auf der Flucht
Tatsächlich findet der junge Mann das Instrument, obwohl sein Elternhaus zerbombt wurde. Zehn Tage bleibt er in der Stadt, die vom Bürgerkrieg erschüttert wird. Dann gelingt ihm die Flucht in den Jemen, wo er zwei Jahre lang studiert und täglich musiziert.
Schließlich gelangt der junge Syrer nach Dresden. Er nimmt seine Studien wieder auf, musiziert, spielt in der "Banda Internationale", unterrichtet an der Musikhochschule orientalische Musik und komponiert für das Theaterstück "Verbrennung" (Landesbühnen Sachsen) einige Stücke. Dann geschieht das Wunder.
Sting und die Suche nach einem arabischen Laute-Spieler...
Ein befreundeter Musiker trifft in einem Berliner Café den Schlagzeuger Rhani Krija. Und der fragt ihn, ob er nicht zufällig einen Oud-Spieler kenne. Man suche einen für das neue Album von Sting. Zum ersten Mal fällt der Name Thabet Azzawi. Nur wenige Tage später bekommt der Syrer eine E-Mail mit einem Vertrag für eine Studioaufnahme mit Sting.
Thabet fährt zu den Emil Berliner Studios, wo er den marokkanischen Drummer Rhani trifft - und den Weltstar Sting. Man redet über die Stilistik des Songs, improvisiert ein bisschen und beginnt. Nach nur zwei Versuchen ist die Aufnahme im Kasten.
"Es ging sehr schnell, weil sie alle Profimusiker sind, aber es war trotzdem entspannt wie unter Kollegen", sagt Azzawi der "SZ". Das neue Sting-Album wird in einigen Monaten erscheinen. Und für Thabet Azzawi wird ein Traum wahr: "Meine Oud wird dann auf der ganzen Welt zu hören sein."