"Der rote Schatten": Spannender Geschichts-Tatort

Tatort Stuttgart: Lannert (Richy Müller) und Bootz müssen in "Der rote Schatten" einen Fall lösen, dessen Wurzeln 40 Jahre zurück liegen. © SWR/Sabine Hackenberg
Sprünge zwischen den Zeit-Ebenen der späten 70er und der Gegenwart, Verquickung von fiktionalen Rückblenden und echtem Archivmaterial, Schauspieler und reale Bilder von ein und derselben Person...der Tatort "Der rote Schatten" machte es nicht leicht, der Handlung zu folgen. Sehr detailreich wird erzählt, wie Verfassungsschutz und RAF verwoben waren und sind, zahlreiche Fakten und Verbindungen werden angerissen.
Gerade weil der Einstieg in die Geschichte etwas zäh ist, können wichtige Zusammenhänge aber schnell untergehen. Dass Tatort von Dominik Graf bisweilen gewöhnungsbedürftig für eingefahrene Sehgewohnheiten sind, weiß man spätestens seit dem Münchener Fall "Aus der Tiefe der Zeit". Dennoch holte der Tatort aus Stuttgart mit 9,27 Millionen Zuschauern und 27,2 % Marktanteil eine beachtliche Quote.
Wer die erste Hälfte bei der Sache war, wurde mit einem packenden Finale belohnt. Der Clou: Fiktion und Realität verschmelzen, Lannert (Richy Müller) wird zum Teil der Historie, offizielle Ermittlungs-Ergebnisse und Verschwörungstheorien rund um das Ende der RAF-Spitze in Stammheim verschmelzen. Toll gemacht, und zum 40. Jahrestag eine eindrucksvolle Geschichtsstunde für Spätgeborene.
Trotz der guten Einschaltquote war die Resonanz zu " Der rote Schatten" eher durchwachsen. Die intensive Erzählweise erntet Kritik, ebenso wie die Vermischeung von Realität und Fiktion. Verschiedene Weltanschauungen und Einstellungen prallen aufeinander, Kinder diskutieren mit ihren Eltern - fast so wie vor 40 Jahren.
Das sagt Twitter zum Tatort aus Stuttgart
Aufreger gleich zu Anfang: Die Staatsanwältin! Nackt!
V-Mann Jordan ist Tatort-Kennern natürlich kein Unbekannter...
Lannert beichtet seine Kommunen-Vergangenheit und RAF-Sympathien, und Stuttgart hatte in den 70ern eine erstaunlich aktive linke Szene.
Es war wie in der Schule: Wer am Anfang nicht aufpasst, verliert irgendwann den Anschlusss...
Das Fazit fiel durchaus gemischt aus.