ARD zieht Reißleine: Schluss mit zu vielen "Tatort"-Experimenten!

Beim "Tatort" soll es künftig nur noch zwei "grenzüberschreitende" Produktionen pro Jahr geben. Damit besinnt sich die ARD auf das Genre Krimi.
Sonntagabend wird "Tatort/Polizeiruf 110" (20:15 Uhr, das Erste) geschaut, doch das allein ist offenbar noch nicht genug für Gewohnheitstiere: Damit der gemeine Krimi-Fan auch das bekommt, was er erwartet, einen klassischen und nicht zu abgedrehten Krimi-Plot nämlich, führt die ARD nun offenbar eine neue Regelung ein:
So soll es künftig nur noch zwei "grenzüberschreitende" Produktionen im Jahr geben. Damit diese verbindliche Vorgabe eingehalten werden kann, müssen abweichende Filme künftig von den Redaktion vorab angemeldet werden, wie die stets gut informierte Website "Tatort-fundus.de" unter Berufung auf ARD-Mitarbeiter berichtet.
Auslöser "Tatort: Babbeldasch"
Ausgelöst wurde die Diskussion um experimentelle "Tatort/Polizeiruf 110"-Filme offenbar zuletzt durch den sogenannten Improvisations-Krimi "Babbeldasch" (Februar 2017) des Berliner Regisseurs Axel Ranisch (34), der ohne Dialoge im Drehbuch und mit vielen Laiendarstellern auskam. Anders als Schauspielerin Ulrike Folkerts (56, seit 1989 Kommissarin Lena Odenthal), die sich einfach auf das Experiment einließ, kamen viele Zuschauer damit nicht gut klar und wünschten sich lieber klassische Krimikost.
Ähnlich umstritten war auch der "Tatort: Wer bin ich?" (Dezember 2015) mit Kommissar Murot (Ulrich Tukur, 60), der als Film im Film daher kam.
Was ARD-Programmdirektor Volker Herres (60) von der Diskussion hält, sagte er Anfang März der "Bild am Sonntag": "Der 'Tatort' lebt von der Synthese aus klarem, verlässlichem Versprechen an die Zuschauer und regionaler wie innovativer Vielfalt. Dazu gehören auch immer wieder einmal mutige Experimente. Das ist okay, solange es nicht in einen Wettlauf der Redaktionen mündet, wer den abgedrehtesten Film produziert."
"Deutsche Fernsehunterhaltung muss mutig sein dürfen"
Und was denkt der viel gescholtene Axel Ranisch? Im Frühling sagte er der Nachrichtenagentur spot on news dazu: "Ich habe noch nie einen Film gedreht, der die Gemüter so polarisiert hat. Das lässt mich natürlich nicht kalt." Dennoch sei er "sehr stolz auf 'Babbeldasch', auch wenn viele 'Tatort'-Fans dieses Experiment nicht mochten. Aber es muss doch auch nicht jeder mögen", so der experimentelle Künstler.
Stattdessen müsse deutsche Fernsehunterhaltung mutig sein dürfen, auch auf die Gefahr hin, den Geschmack des Publikums zu verfehlen, "sonst schlafen wir alle ein, im Geiste und vor dem Fernseher", mahnte Ranisch.
Am heutigen Sonntag wird das Krimi-Genre nun wieder stark gedehnt. Diesmal geht es im "Tatort: Fürchte dich" (29.10.) in Richtung Horror und Mystery. Insofern ist nicht nur wieder die Mördersuche spannend, sondern auch die Reaktion der Zuschauer...