"Game of Thrones": Der Winter ist auch für Daenerys angebrochen
Es geht Schlag auf Schlag: In der vorletzten Folge der siebten Staffel verpulvert "Game of Thrones", wie es der Tradition gebührt, mal wieder den Großteil des Staffel-Budgets. Nun, es hat sich gelohnt.
"Jenseits der Mauer" - selten war der Titel einer "Game of Thrones"-Folge passender. Dass es nicht unbedingt die beste aller Ideen war, nur mit einer Handvoll tollkühner Recken dem Nachtkönig und seiner unendlichen Armee an Untoten entgegenzutreten, müsste selbst der einfältigste Bewohner von Westeros befürchtet haben. Mit einem derartig eindrucksvollen Massaker haben aber wohl dennoch nur die Wenigsten gerechnet... Achtung, die folgenden Abschnitte enthalten wie immer massive Spoiler aus der vorletzten Folge der siebten "Game of Thrones"-Staffel.
Im Norden nichts Neues
Die vorangegangene Episode ließ uns mit dem tristen Bild zurück, wie knapp ein Dutzend Männer um Jon Schnee (Kit Harington) in den Weiten des nördlichen Winters verschwanden. Lange dauert es folgerichtig in "Jenseits der Mauer" nicht, ehe sie finden, wonach sie gesucht haben. Als Jon, Tormund (Kristofer Hivju), Jorah Mormont (Iain Glen), Gendry (Joe Dempsie), Sandor "Der Bluthund" Clegane (Rory McCann) und die restlichen Mitglieder der Bruderschaft ohne Banner durch die Schneehölle waten, stürmt plötzlich ein Wesen auf sie zu.
Schnell entpuppt sich das Ungeheuer als Zombie-Eisbär mit gehörigem Kohldampf. Nachdem er einige unbekannte Mitglieder der Gruppe zerfleischt, schafft es Beric Dondarrion (Richard Dormer), ihn mit seinem Flammenschwert in Brand zu stecken - wovon sich das Ungetüm aber wenig beeindruckt zeigt und lichterloh brennend ausgerechnet auf Clegane zustürmt. Der ist, wer will es ihm verdenken, beim Anblick eines brennenden Zombie-Bären aus Angst wie versteinert. Doch im letzten Moment wirft sich Thoros von Myr (Paul Kaye) zwischen die beiden. Ehe das Monstrum in die Knie gezwungen werden kann, wird er dabei jedoch lebensgefährlich verletzt.
Ab in den Sack
Den verbliebenen Männern und dem verletzten Thoros gelingt es wenig später dann tatsächlich, einen Untoten von seiner "Herde" abzukapseln und zu fesseln. Dabei macht dieser allerdings so einen Lärm, dass mal eben die gesamte Armee des Nachtkönigs auf die Eindringlinge aufmerksam wird. Während Jon seinen Mitstreiter Gendry dazu anhält, so schnell es geht zurück zur Nachtwache zu rennen und von dort einen Raben in Richtung Daenerys (Emilia Clarke) zu schicken, nehmen die anderen ihre untote Beute und die Beine in die Hand und retten sich auf einen zugefrorenen See. Die Gruppe schafft es gerade so auf einen kleinen Felsen in der Mitte, während die Horde auf ihren Fersen durch das Eis bricht. Umzingelt von abertausenden "lebenden" Leichen warten die Totgeweihten auf ihr grausiges Schicksal...
Meuterei in Winterfell?
Während der König des Nordens um das blanke Überleben kämpft, muss seine Stellvertreterin Sansa (Sophie Turner) zumindest um das ihre bangen. Denn ausgerechnet ihre kleine Schwester Arya (Maisie Williams) rückt ihr auf die Pelle und macht sie für den Tod ihres Vaters Ned Stark mitverantwortlich. Ihre einzige Möglichkeit sieht Sansa darin, sich ausgerechnet Kleinfinger (Aidan Gillen) anzuvertrauen - ist sein Plan also mal wieder aufgegangen!
Als Sansa wenig später in das Zimmer von Arya eindringt und dort unter dem Bett mehrere ihrer "Gesichter" findet, mit denen sich Arya tarnen kann, kommt es zum Showdown. Mit dem Dolch in der Hand, den sie von Bruder Bran (Isaac Hempstead-Wright) erhalten hat, geht Arya auf ihre Schwester zu und macht alle Anstalten, sie damit niederzustrecken. Doch im letzten Moment dreht sie die Klinge um überreicht ihrer Schwester die Waffe - nicht ohne ihr vorher deutlich gemacht zu haben, dass sie ganz leicht in ihre Haut als Herrin von Winterfell schlüpfen könnte. Erbschaftsstreit der Marke "Game of Thrones" eben.
Daenerys reist in Plot-Geschwindigkeit
Doch zurück zu dem unbestrittenen Highlight der Folge. Im Norden sehen wir, wie Gendry mit letzter Kraft die Nachtwache erreicht und von dort sofort ein Rabe zu Daenerys entsandt wird. Die Khaleesi macht sich gefühlt wenige Minuten später auch schon auf, ihre drei Drachen zu satteln und gen Norden zu fliegen - etwas mehr Gefühle, als sie zuvor gegenüber Tyrion (Peter Dinklage) bekräftigte, hegt sie wohl doch für Jon.
Der hat derweil das nächste Todesopfer zu betrauern. Thoros von Myr ist seinen schweren Verletzungen nach dem Bärenangriff erlegen. Damit hat Beric Dondarrion niemanden mehr, der ihn im Ernstfall wiederbeleben könnte - mit Ausnahme des grausamen Nachtkönigs. Viel Zeit haben die Helden aber nicht, um den Tod ihres Weggefährten zu beklagen - denn der See scheint inzwischen wieder so weit zugefroren zu sein, um eine Heerschar an Untoten zu tragen...
Zehn gegen Zehntausend
Binnen Sekunden wird Jons Gruppe überrannt. Mit Ausnahme der letzten No-Name-Charaktere kommt aber wie auf magische Weise keiner der Helden um - vor allem Tormund, der mit einem Bein buchstäblich schon in seinem nassen Grab steckte, darf sich beim Bluthund dafür bedanken. Und natürlich, als alles schon verloren scheint, taucht plötzlich Dany mit ihren drei Drachen auf und heizt den tiefgefrorenen Untoten mächtig ein. Jedoch nicht, ohne ihren bislang vielleicht größten Verlust hinnehmen zu müssen.
Mit einem eisigen Speer schafft es der Nachtkönig nämlich, einen ihrer Drachen zu töten! Und damit nicht genug: während es alle anderen Überlebenden auf den Rücken ihres Drachen schaffen, wird ausgerechnet Jon von zwei Untoten unter Wasser gezogen. Das (erneute) Ende eines großen Helden?
Retter in der Not
Nicht ganz, denn kurz nachdem die beiden verbliebenen Drachen davongeflogen sind, bricht Jon zurück ans Tageslicht. Glück im Unglück: Just in diesem Moment taucht sein verschollener Onkel Benjen Stark (Joseph Mawle) auf, packt den Erfrierenden auf sein Pferd und opfert sich daraufhin selbstlos, damit der König des Nordens zurück in Sicherheit reiten kann. Wer nach diesem Showdown noch unversehrte Fingernägel hat, muss cooler als der Nachtkönig sein.
Dem, wie sollte es anders sein, wieder einmal der Schlussakkord gehört. Nachdem wir sehen, wie sich die wiedervereinten Jon und Daenerys näherkommen und er sich sogar bereit erklärt, vor ihr das Knie zu beugen und sie als Königin zu akzeptieren, schneidet die Show noch einmal in den hohen Norden. Und dort müssen wir mitansehen, wie der Nachtkönig auf den erlegten Drachen zugeht, ihm die Hand auf den Kopf legt - und ihn zu der mächtigsten Einheit seiner ohnehin schon furchteinflößenden Armee macht...