So wird der Bremer "Tatort" am Sonntag

So viel Dreck steckt hinter grüner Energie - der Bremer "Tatort" am Sonntag dürfte polarisieren und mag den ein oder anderen Ökostrom-Verfechter ganz schön erschüttern. Ob sich das Einschalten lohnt, erfahren Sie hier!
Der Bremer "Tatort: Wer Wind erntet, sät Sturm" am Sonntag (20:15 Uhr im Ersten) glänzt mit einem brisanten Thema. Eine Story für Fans, die den "Tatort" gerne mal anders mögen. Klassisches "Whodunit"-Ratespiel steht hier nicht im Vordergrund und ist bei der teilweise verwirrenden Konstellation der Akteure auch nicht so einfach.
Darum geht's
Henrik Paulsen (Helmut Zierl) hat sein Leben dem Umweltschutz verschrieben. Der "Tatort" startet mit seinem Appell an die Welt und seinem klaren Nein zu Windkraft. Er befindet sich in der Nordsee, auf einem Windrad im Offshore Windpark seines ehemaligen Kumpels und Co-Aktivisten Lars Overbeck (Thomas Heinze). "Hier draußen gibt es keinen grünen Strom. Hier ist der Strom blutrot", erklärt er inbrünstig und sammelt tote Vögel auf, die von den "Vogelschreddern" (Windrädern) erfasst wurden. Kurz darauf wird sein bester Freund, ebenso Umweltaktivist, mit drei Schüssen in der Brust tot aufgefunden, und auch von Paulsen fehlt plötzlich jede Spur...
Die Bremer Kommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) geraten in einen Interessenkonflikt zwischen Umweltschützern und Unternehmern. Idealismus trifft auf Kapitalismus und da kracht es bekanntlich am meisten.
Lohnt sich das Einschalten?
Ja. Co-Drehbuchautor und Grimme-Preisträger Wilfried Huismann sorgte 2011 bereits mit seiner Doku "Der Pakt mit dem Panda: Was uns der WWF verschweigt" und seinem "Schwarzbuch WWF" für Aufsehen. Darin wirft er der Stiftung grünen Ablasshandel vor. Das sogenannte "Greenwashing" greift auch der "Tatort" auf und zwar basierend auf weiteren Recherchen von Huismann in der Windkraftbranche. "Wer Wind erntet, sät Sturm" ist also kein typischer "Tatort", sondern porträtiert eine tragische Ironie: Die Umweltschäden der grünen Energie.
Viel Pathos und etwas Fanatismus
Dass das Thema Aufmerksamkeit verdient, steht außer Frage, doch leider kommen die Naturschützer zu fanatisch und übertrieben rüber. Dinge wie der klangvolle Titel und Phrasen wie "Nur wer gegen den Strom schwimmt, gelangt zur Quelle" weisen auf plakatives Pathos hin. Super gelungen ist jedoch die Darstellung des Interessenkonfliktes aller beteiligten Parteien. Besonders überzeugt dabei Rafael Stachowiak als schmieriger "Nordsee-Claim-Broker" Milan Berger.
Fazit
"Wer Wind erntet, sät Sturm" ist ein "Tatort" mit Mehrwert. Der Film greift ein sozialpolitisches, reales Thema auf und verpackt es in das Krimi-Sonntagsformat - unterhaltsam und lehrreich zugleich.