So wird der neue "Tatort: Virus" aus Wien

Es geht wieder los! Die neue "Tatort"-Saison startet am Sonntag mit einem Fall aus Wien. Doch warum die Verantwortlichen einen Ebola-Krimi aus dem Hut zaubern, drei Jahre nach der eigentlichen Epidemie, bleibt deren Geheimnis...
Die tödliche Krankheit Ebola und im Dorf untergebrachte Flüchtlinge sind die bestimmenden Thematiken im neuen Wiener "Tatort: Virus", der gleichzeitig auch die neue "Tatort"-Saison 2017/18 einläuten darf. Bereits zum 18. Mal gehen Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) gemeinsam auf Verbrecherjagd. Diesmal verschlägt es die beiden kauzigen Ermittler tief in die Provinz in die Steiermark. Inszeniert wurde der Film von Barbara Eder, die zum ersten Mal in ihrem Leben die Verantwortung über einen "Tatort" übernehmen durfte. Die Österreicherin konnte jedoch auf das Drehbuch des erfahrenen Rupert Henning zurückgreifen, der bereits mehrfach selbst die Regie übernahm und auch schon mehrere Wiener "Tatort"-Bücher geschrieben hat.
Somit ist bereits von vornherein klar, dass alle Fans von Eisner und Fellner voll auf ihre Kosten kommen, da beide in ihre bekannten und vor allem beliebten Rollen schlüpfen können, ohne sich zu verbiegen. Und auch der Wortwitz bleibt vorhanden. Auf dem Weg in die Quarantäne und unter Plastikplanen liegend fordert die lebensgefährlich erkrankte Bibi mit ihrem eigenwilligen Humor Moritz nämlich auf: "Bring den Job zu Ende. Ich bin temporär leider ein bissel verhindert." Und dennoch zählt der Fall "Virus" eindeutig zu den schwächeren Krimis aus Wien - aus mehreren Gründen. Doch der Reihe nach:
Darum geht's
Im beschaulichen Pöllau müssen Moritz Eisner und Bibi Fellner den gewaltsamen Tod eines Mannes aus Afrika aufklären. Es gibt keine Papiere oder Hinweise darauf, wer das Opfer ist, das erschlagen im örtlichen Steinbruch gefunden wurde. Dort sollte seine Leiche offenbar beseitigt werden. Die Kommissare knöpfen sich den Betreiber Thomas Reuss (Martin Niedermair) vor. Der wollte am Vortag unbedingt eine Sprengung durchführen - angeblich, um behördliche Auflagen zu erfüllen. Eine Spur führt auch zu seinem Bruder Albert (Andreas Kiendl), der als Arzt für Hilfsorganisationen in Westafrika arbeitete und nun in der Heimat einen Fluchthof betreibt.
Bei den Bewohnern stoßen die Ermittler auf eine Mauer des Schweigens. Während Eisner und Fellner im Dunklen tappen, bringt die Obduktion ein schockierendes Ergebnis: Der Tote ist mit Ebola infiziert! Sofort rückt ein Seuchenkommando an, ruft den Notstand aus und setzt das ganze Dorf unter Quarantäne. Mitten in der Ebola-Hysterie müssen Major Eisner und Kollegin Bibi einen kühlen Kopf bewahren. Je mehr sie über den Toten erfahren und die Hintergründe, die ihn nach Österreich führten, umso bedrohlicher wird der Fall. Jeder könnte sich mit dem tödlichen Virus angesteckt haben - auch die Ermittler. Dass sie ihre Arbeit fortsetzen, bringt beide selbst in große Gefahr.
Lohnt sich das Einschalten
Warum kommt im Spätsommer 2017 ein "Tatort" in die Wohnzimmer, der sich mit einer Problematik und vermeintlichen Gefahr auseinandersetzt, die seit knapp drei Jahren gebannt scheint und nicht mehr in den Köpfen präsent ist? 2014 startete in Afrika die letzte große Ebola-Epidemie, die mehr als 10.000 Menschen dahinraffte. Bereits Anfang 2016 wurde sie allerdings offiziell für beendet erklärt. Völlig unerklärlich also, warum sich nun ein Krimi mit dieser Seuchen-Problematik auseinandersetzt. Noch dazu, weil der Film bereits im Frühjahr 2016 abgedreht wurde, zu einem Zeitpunkt als das Thema noch wesentlich aktueller erschien. Heute wirkt der Plot hingegen zum einen aus der Zeit gefallen, zum anderen arg konstruiert. Warum kam der Film nicht schon in der letzten "Tatort"-Saison?
Doch dabei handelt es sich leider auch nicht um die einzige Schwäche des Films: Die Flüchtlingsproblematik, die der kompletten Handlung zugrunde liegt, wirkt platt, uninspiriert, konstruiert, überfrachtet und - zumindest gefühlt - schon Tausende Male gehört und gesehen. Generell wirkt in dem neuesten "Tatort" aus Wien alles ein wenig surreal, überzogen und aufgesetzt. Nur die beiden Hauptdarsteller spielen mit ihrer unverwechselbaren Art und der glaubhaft wirkenden, gegenseitigen Zuneigung und gleichzeitigen Ablehnung gegen den schwachen Plot mit Erfolg an. Kleiner Tipp für den nächsten "Tatort" aus Wien: Lasst euren unglaublich starken Hauptdarstellern mehr Raum zur Entfaltung.