Das ist das Herz der Neuen Klasse
Ende 2025 beginnt mit der Neuen Klasse die Zukunft der BMW-Automobilproduktion. Das dann erscheinende Erstlingswerk, Nachfolger des BMW iX3, ist dabei nur der Anfang, die technische Basis wird über alle Modellreihen hinweg ausgerollt.
Nachdem wir bereits 2023 Details zur neuen Batteriezelltechnik gezeigt bekamen und im Januar 2025 einen ersten Blick auf das künftige Bedienkonzept Panoramic iDrive werfen konnten, hat BMW jetzt einen tiefen Blick in das Antriebs-Herz der Neuen Klasse ermöglicht: die Motorentechnik sowie Aufbau und Details zu den Batteriepaketen und deren Steuereelektronik.
Mit der sechsten Generation der BMW eDrive-Antriebe (Gen6) führt BMW erstmals 800-Volt-Technologie sowie ein flexibles Baukastenprinzip in der E-Motorenfertigung ein. Die Ziele sind dabei wie schon bei den Vorgänger-Generationen die Steigerung von Effizienz, Lade-Tempo und Reichweite.
Neue Hochvoltbatterie mit 800-Volt-Technologie
Kernbestandteil des neuen Antriebskonzepts ist die Hochvoltbatterie der Gen6, die mit von BMW entwickelten Rundzellen ausgestattet ist. Im Vergleich zu den bisherigen prismatischen Zellen in den BMW-E-Autos bedeutet das auf allen Feldern eine deutliche Verbesserung. Um 20 Prozent steigt die Energiedichte, die Zellen sind also bei gleicher Kapazität leichter und kompakter. Die Ladegeschwindigkeit und die Reichweite verbessern sich gegenüber der Vorgänger-Generation um jeweils 30 Prozent.
Gänzlich neu ist auch der Aufbau des Batteriepakets. BMW nennt das "Pack-to-open-Body". Das Batteriepaket wird dabei Bestandteil der nach unten offenen Karosserie, statt wie bisher unter dem geschlossenen Karosserieboden befestigt zu werden. Das spart ebenfalls Bauraum und Gewicht. Die Batterie wird in das Fahrzeugdesign integriert und übernimmt eine tragende Funktion in der Karosserie. Ebenfalls neu ist die "Cell-to-Pack"-Technologie, bei der die Zellen direkt in das Batteriegehäuse integriert werden, statt sie wie bisher zu Modulen zu bündeln.
Ergänzt wird die Batterie durch den sogenannten BMW Energy Master, eine zentrale Steuereinheit, die alle relevanten Energieflüsse innerhalb des Fahrzeugs überwacht und steuert. Diese Leistungselektronik wurde von BMW entwickelt und wird im Werk Landshut selbst produziert.
Zusätzlich ermöglicht die neue Architektur bidirektionales Laden. Das heißt, Fahrzeuge der Neuen Klasse können nicht nur Energie aufnehmen, sondern auch Strom ins Netz oder in andere Geräte einspeisen.
Flexibles Baukastensystem für den E-Antrieb
Die sechste Generation der eDrive Technologie integriert verschiedene Elektromotoren-Konzepte, stromerregte Synchronmaschinen (EESM) sowie mit Magneten permanenterregte Asynchronmaschinen (ASM). Die EESM-Technologie wurde für die Gen6 optimiert, insbesondere hinsichtlich Wirkungsgrad und Leistungsdichte. Durch die 800-Volt-Technik und verbesserte Inverter (Wechselrichter) wurden die Energieverluste um 40 Prozent gesenkt, ein hübscher Nebeneffekt ist die Senkung der Produktionskosten um 20 Prozent. Die ASM-Motoren kommen in den xDrive-Allradantrieben als Vorderachs-Motor zum Einsatz. An der Hinterachse sowohl bei den Allrad- als auch bei den Heckantriebsversionen sind die EESM-Motoren für den Vortrieb zuständig.
Während die Asynchronmotoren von einem Zulieferer stammen, sind die fremderregten EESM (Electric Excited Synchronous Motor, elektrisch erregter Synchronmotor) eine Eigenentwicklung der Bayern, die auch selbst produziert wird. Die Produktion dieser E-Motoren erfolgt im oberösterreichischen Werk Steyr. Neben der Motorenproduktion wird dort außerdem das Thermomanagement der Neuen Klasse entwickelt, das für eine effiziente Temperaturregelung von Batterie und Antrieb sorgt.
Produktionsstrategie "Local for Local"
Angesichts der erhöhten Risiken, die sich aus der Weltpolitik oder wirtschaftlichen Herausforderungen (Stichwort Importzölle in den USA) ergeben, setzt BMW auf ein "Local for Local" getauftes Prinzip. Hochvoltbatterien werden in fünf neuen Montagewerken in Europa, China, Mexiko und den USA produziert, um eine standortnahe, sichere Fertigung für die lokale Autoproduktion zu gewährleisten.
Das Komponentenwerk in Landshut ist für die künftigen Modelle der Neuen Klasse in zwei Bereichen besonders wichtig. Hier wird das Gehäuse der neuen E-Motoren gegossen und nach Steyr geliefert, vor allem aber die von BMW entwickelte Leistungselektronik für die weltweite Batterieproduktion der Marke gebaut.
Ab August startet die Serienproduktion
Diese Komponente wird in Landshut in einer neu aufgebauten Produktionslinie hergestellt. Derzeit läuft diese noch im Probe- und Einstellungsbetrieb, ab August 2025 soll dann die Serienproduktion starten. Das Ganze in sehr hohem Maße automatisiert: Rund 400 Roboter übernehmen über 80 Prozent der Herstellungsprozesse, angesichts des filigranen Aufbaus der Steuerelektronik bemerkenswert. An den letzten verbleibenden "händischen" Aufgaben, wie dem Aufstecken der Verkabelung, wird bereits getüftelt – auch das soll künftig Kollege Roboter mit KI-Technik erledigen.