Mehr Platz muss nicht teuer sein

Für die Versuche standen das Mercedes E-Klasse T-Modell und das Tesla Model Y aus unserem Dauertest-Fuhrpark bereit.
Dachboxen sind ein praktisches Mittel, das Ladevolumen eines Pkw zu vergrößern und erfreuen sich deshalb großer Beliebtheit – gerade bei Familien oder Skifahrern. auto motor und sport hat sieben Modelle namhafter Hersteller auf Handhabung und Sicherheit getestet.
Ob Sommerurlaub mit der Familie oder Winterausflug in die Berge – wer mit viel Gepäck unterwegs ist, stößt oft schnell an die Grenzen des Kofferraumvolumens. Gerade wenn man zu mehreren oder mit Kindern reist. Hier verspricht eine Dachbox den oft dringend benötigten zusätzlichen Platz.
Doch was taugen die praktischen Stauraumerweiterer wirklich? Wie sicher sind sie? Und worauf sollten Autofahrer beim Kauf achten? auto motor und sport hat gemeinsam mit seiner Schwesterzeitschrift Caravaning sieben Modelle bekannter Hersteller genauer unter die Lupe genommen. Entscheidend dabei war nicht nur die Verarbeitung, sondern auch wie praktisch und sicher die Dachkoffer sich zeigen (Testschema siehe Tabelle unten).
Diese Modelle haben wir getestet
Teure und günstige Modelle im Vergleich
Da wir aus Erfahrung wissen, dass bei unseren Tests nicht immer zwingend das tendenziell teure Gerät eines bekannten Herstellers als Sieger hervorgehen muss, sind im Testfeld gezielt auch günstigere Modelle vertreten. Deshalb ist es besonders wichtig, die Ergebnisse und die individuelle Leistung der Boxen richtig einzuordnen.
Zunächst einmal die positive Nachricht: Alle Geräte haben den Test erfolgreich bestanden. Die beste Performance lieferte – wie auch schon im letzten Test 2021 – das Modell von Thule; es holte sich den Testsieg. Die Force 3 XL ist erst seit diesem Jahr auf dem Markt und beweist im Vergleich zum letzten Test, dass der schwedische Hersteller nicht nur sein Qualitätsniveau gehalten, sondern noch mal eine Schippe draufgelegt hat. Hatten wir 2021 noch mit gelegentlich klemmenden Boxhalterungen und sich leicht lockernden Spanngurten zu kämpfen, ist heute davon nichts mehr spürbar. Aber auch Yakima, die mit der SkyBox LG/16 mit nur wenigen Punkten Abstand den zweiten Platz belegen, erhalten ein "sehr gut" im Test. Der Grund dafür ist neben der praktischen und sicheren Handhabung vor allem das Konzept der durchdachten Zusatzfeatures.
Spannend wird es im Mittelfeld – vier Boxen teilen sich hier das Testurteil "gut". Nach den beiden teuersten Modellen (beide rund 750 Euro) zeigen Hapro, Lanco, Norauto und Atera, dass auch günstigere Dachkoffer (579 bis 475 Euro) die Eigenschaften mitbringen, die der Test ihnen abverlangt.
Verschmerzbare Abstriche?
Natürlich muss man akzeptieren, dass man für weniger Geld nicht dieselbe Qualität wie bei den Topmodellen bekommt. Hier – also bei der Verarbeitung – liegen auch die meisten spürbaren Unterschiede: Teils Kunststoff statt Metall bei den Halterungen und den Deckelscharnieren, fummeligere Schließmechanismen oder sich leichter lösende, qualitativ weniger hochwertige Spanngurte – solche Details sind uns beim Testen aufgefallen, wie die Einzelergebnisse zeigen.
Dennoch machen die sieben Boxen sowohl beim Aufbau als auch in den Fahrversuchen insgesamt einen zufriedenstellenden Job. Und sie bieten Details, die ihre Rivalen nicht mitbringen. Die Hapro-Box etwa zeigt im Innenraum dank ordentlicher Spanngurte erst sehr spät eine Bewegung der Ladung. Der Dachkoffer von Lanco besitzt innen einen Fangkorb – ein im Testfeld exklusives Detail, das auf die Fahrsicherheit einzahlt. Die Norauto Bermude 500 bietet mit ihrer flach gebauten Unterschale viel Platz, wenngleich ein dritter Spanngurt wünschenswert gewesen wäre. Und Atera zeigt mit der Lunar, die beim Allgäuer Hersteller als Einsteigermodell geführt wird, dass ein ordentliches Produkt nicht immer teuer sein muss (UVP 475 Euro). Unverständlich ist allerdings, dass die Box als einzige nur einseitig zu öffnen ist, das kostet sie wertvolle Punkte.
Auf dem letzten Platz mit einem "befriedigend" landet die Kamei Husky 510. Nicht nur, dass eine der Spanngurt-Ösen brach, was in den Fahrversuchen deutlich abgestraft wurde, sie basiert mit ihrer U-Bügel-Halterung auch auf einem Konzept, das im Vergleich zum restlichen Testfeld veraltet ist. Eine Fixierung per Schnellverschluss wie bei den anderen und ein größerer Verstellbereich hätten der Kamei-Box zu einer besseren Benotung verholfen.
Note 5 im Kapitel Fahrversuche führt zu "mangelhaft"
Testwertung 150–135 Punkte = sehr gut; 134–105 Punkte = gut; 104–75 Punkte = befriedigend; 74–40 Punkte = ausreichend; 39–0 Punkte = mangelhaft
So haben wir getestet
Der Test besteht aus zwei Teilen: Die Dachboxen wurden auf ihre Handhabung untersucht und in Fahrversuchen auf ihre Sicherheit. Im Kapitel "Aufbau und Gebrauch" wurde als Erstes die Verständlichkeit der Anleitung geprüft und ob die Dachkoffer auf möglichst viele Grundträgerarten passen, ohne dass der Autofahrer Boxbefestigung und Träger aufeinander abstimmen muss. Besonders im Vordergrund standen jedoch die Montage und Beladung der Box bis fast zur erlaubten Grenze. Da die Boxen im Sommer- wie auch im Winterurlaub zum Einsatz kommen, haben wir sie mit Taschen und mit Skiern gefüllt.
Insgesamt flossen in das Kapitel "Aufbau und Gebrauch" die Erkenntnisse aus neun Teildisziplinen (Konzept, Verarbeitung, Montage, Zeitaufwand, Verarbeitung, Diebstahlsicherung, Platzangebot, Ladekomfort, Ladungssicherung) ein. Die Fahrversuche führten wir mit zwei Dauertest-Autos (Mercedes E-Klasse und Tesla Model Y) und mit 100 km/h Geschwindigkeit durch. Sie bestanden aus einem Slalom-Parcours sowie einem doppelten Spurwechsel – beides sollte abruptes Ausweichen simulieren. Hinzu kamen noch Vollbremsungen sowie Tests auf der Rüttelstrecke, um Fahrten auf Schlechtwegstrecken nachzustellen. Die Fahrversuche mussten bestanden werden (mindestens 50 Punkte), sonst gab es ein "mangelhaft". Schließlich stand im Test die Sicherheit im Vordergrund.
Passende Dachbox kaufen – darauf sollten Sie achten
Wer sich eine Dachbox fürs eigene Auto zulegen möchte, sollte vor dem Kauf und bei der Nutzung ein paar wichtige Aspekte bedenken, damit alles stimmt und man sicher unterwegs ist.