Dicke SUV im XXL-Duell
Dacia Bigster und Skoda Kodiaq sind die größten Modelle der beiden Ostblock-Marken. Doch zwischen ihnen klafft eine gewaltige Preislücke. Grund genug für einen ersten Vergleich der beiden XXL-SUV.
Mit Dacia und Škoda stehen zwei Autobauer aus dem ehemaligen Ostblock an der Spitze der Importmarken. Während Dacia seit Jahren mit radikalem Preis-Leistungs-Verhältnis die Branche aufmischt, hat sich Škoda inzwischen in Richtung Konzern-Premium entwickelt – mit hoher technischer Nähe zu Volkswagen, aber eigenständigem Design und durchdachten Detail-Lösungen. Und längst setzen beide Marken auch in den SUV-Segmenten selbstbewusste Ausrufezeichen.
Dacia Bigster und Škoda Kodiaq der zweiten Generation stehen dabei als größte Modelle für eine klar verständliche Idee: "So viel Auto für so wenig Kosten wie möglich". Wer rational kalkuliert, spart mit dem Dacia Bigster allerdings fast 20.000 Euro im Vergleich zum Skoda Kodiaq . Dennoch liefert auch der Tscheche schlagende Argumente. Welches Konzept überzeugt im direkten Vergleich?
Tschechien liefert Premium-Argumente
Dass Škoda sich im Konzern längst vom "Billig-Volkswagen" zur wertigen Alternative mit eigenem Stil entwickelt hat, zeigt der neue Kodiaq eindrucksvoll. Bereits beim Einsteigen fällt auf: Materialqualität, Haptik und Verarbeitung bewegen sich hier auf einem Niveau, das manche klassische Premium-Marke neidisch macht – besonders in den höheren Ausstattungslinien Sportline oder RS.
Dacia geht bewusst einen anderen Weg: Im Bigster herrscht vergleichsweise robuste, pragmatische Anmutung. Hartplastik dominiert zwar, ist aber sauber verarbeitet. Die Bedienung über Tasten und Schalter ist logisch, das Infotainment gut strukturiert. Doch Extras wie Massagefunktion, Ambiente-Licht, Lederqualität oder High-End-Soundsysteme sucht man beim Rumänen vergebens. Dafür liefert Dacia eine ehrliche Funktionalität ohne Aufpreis-Orgien: Rückfahrkamera, Abstandstempomat, LED-Licht, Panorama-Schiebedach – vieles ist serienmäßig oder in den nur etwas teureren Ausstattungslinien enthalten.
Größenunterschied: Dacia Bigster und Skoda Kodiaq
Mit 4,76 Metern überragt der Kodiaq den Bigster um 19 Zentimeter – ein deutlicher Unterschied, der besonders dem Fond und dem Kofferraum zugutekommt. Die Breite des Kodiaq fällt mit 1,86 Meter ebenfalls üppiger aus als beim Bigster (1,81 Meter), was sich im Schulterraum und auf der Rückbank bemerkbar macht. In der Höhe liegen beide SUVs fast gleichauf (Bigster bis 1,70 m, Kodiaq 1,66 m), wobei die Dachlinie des Tschechen sanfter abfällt und aerodynamischer gestaltet ist (cw-Wert 0,282). Über mangelnde Kopffreiheit können sich aber selbst große Erwachsene weder hier noch dort beschweren.
Der Kodiaq wirkt innen einen Tick ausladender. Das wichtigere Argument für potenzielle Käufer dürften aber die zwei zusätzlichen Sitze im Kofferraum sein. Die gibt es gegen Aufpreis – allerdings nur beim Tschechen. Der Dacia Bigster ist – anders als der Kombi "Jogger" – nicht als Siebensitzer zu haben. Beim Kofferraumvolumen können sich beide SUV dafür sehen lassen. Der Bigster überzeugt mit einem im Verhältnis zur Fahrzeuggröße riesigen Frachtraum (667 bis 1.937 Liter) – doch der Kodiaq legt mit bis zu 2.150 Litern noch eine Schippe drauf. Auch die nutzbare Breite und die Laderaum-Variabilität sprechen für den Kodiaq. Das Volumen kann hier wie da abhängig von der Ausstattung und der Antriebswahl variieren – ebenso wie die Anhängelast. Hier stehen beim Dacia maximal 1,5 Tonnen im Protokoll. Der Skoda kontert mit 2,3 Tonnen.
Ausstattungen im Vergleich: Klarheit trifft Vielfalt
Im Bereich Ausstattung zeigen Dacia und Škoda exemplarisch, wie unterschiedlich man an das Thema herangehen kann. Der Dacia Bigster bleibt seiner Philosophie treu: wenige, klar abgegrenzte Ausstattungslinien mit viel Serienumfang – und kaum Extras. Škoda hingegen bietet beim Kodiaq ein hochflexibles, modulares System, das vom soliden Einstieg bis zum Premium-Level nahezu alles möglich macht – zu entsprechenden Preisen.
Bigster: Wenige Linien, viel Inhalt
Beim Bigster setzt Dacia auf ein einfaches, kundenfreundliches Prinzip: Schon die Basisversion ist alltagstauglich ausgestattet. Die Top-Ausstattung "Extreme" (ab ca. 30.590 Euro) enthält dann nahezu alles, was viele Käufer bei anderen Marken teuer dazu konfigurieren müssten:
- elektrisches Panorama-Schiebedach
- Rückfahrkamera und Einparkhilfe
- LED-Lichttechnik
- modulare Dachreling
- digitales Kombiinstrument
- Klimaautomatik
- Abstandstempomat
- Smartphone-Integration
- robuste 17-Zoll-Leichtmetallräder
Lediglich einige Komfort-Features wie Head-up-Display, Ledersitze mit Belüftung oder ein Premium-Soundsystem sucht man beim Dacia vergeblich – was den Konfigurationsprozess allerdings angenehm überschaubar macht.
Kodiaq: Aufpreispolitik à la Oberklasse
Ganz anders der Škoda Kodiaq: Schon in der Grundausstattung "Selection" ist er solide bestückt – doch das meiste, was ihn wirklich komfortabel oder besonders macht, muss über umfangreiche Ausstattungspakete oder sogenannte Selections hinzugebucht werden.
Zu den wichtigen Paketen zählen:
- Komfort Plus mit Massagesitzen, Soundsystem, elektrisch verstellbaren Sitzen und variabler Ladefläche: 3.310 €
- Fahrassistenz Plus mit Remote-Parken, Area-View-Kameras und intelligentem ACC: 1.580 €
- Infotainment Plus mit Head-up-Display & Navigationssystem: 1.500 €
- Licht & Sicht Plus mit Matrix-LED und beleuchtetem Kühlergrill: 1.510 €
Zusätzlich kommen noch Designoptionen wie Suite Cognac oder RS-Pakete, verschiedene Felgengrößen (bis 20 Zoll), Metallic-Lackierungen oder die 7-Sitzer-Konfiguration (1.230 Euro). Das Ergebnis: Wer seinen Kodiaq ähnlich reichhaltig bestücken möchte wie einen Audi oder Volvo, kann locker auf 60.000 Euro und mehr kommen.
Antriebe und Fahrleistungen
Bei der Wahl des Antriebs gehen Dacia und Škoda zwei ganz unterschiedliche Wege. Der Dacia Bigster reduziert auch hier die Qual der Wahl – ohne Plug-in-Technik oder Diesel. Der Škoda Kodiaq dagegen schöpft aus dem Vollen und bietet vom Mildhybrid über Langstrecken-Diesel bis hin zum sportlichen Topmodell mit 265 PS nahezu alles, was der VW-Baukasten hergibt.
Die Einstiegsmotorisierung beim Bigster bildet ein aufgeladener 1,2-Liter-Dreizylinder mit 140 PS und 48-Volt-Mildhybridtechnik. Wer mehr Traktion möchte, greift zum 1.3 TCe mit 130 PS – der einzige Bigster mit Allradantrieb. Die Top-Variante ist ein Vollhybrid: ein 1,8-Liter-Saugbenziner, gekoppelt mit einem 35-kW-Elektromotor (insgesamt 155 PS). Rein elektrisches Fahren ist hier nur in niedrigen Geschwindigkeitsbereichen möglich. Doch der Spareffekt ist deutlich – der WLTP-Verbrauch liegt bei unter fünf Litern Benzin auf 100 Kilometer. Der Hybrid beschleunigt in knapp zehn Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 175 km/h. Die maximale Anhängelast beträgt 1.500 Kilogramm.
Ganz anders der Škoda Kodiaq. Die Motorenpalette des Tschechen ist breit gefächert und zielt auf unterschiedliche Bedürfnisse. Los geht es mit dem 1.5 TSI Mildhybrid mit 150 PS und Frontantrieb. Wer mehr Power benötigt, kann zum 2.0 TSI mit 204 PS und serienmäßigem Allradantrieb greifen. Bei den Fahrleistungen ist bereits dieser Kodiaq jedem Bigster überlegen, mit einer Beschleunigung auf 100 km/h in etwa 7,5 Sekunden.
Für Vielfahrer besonders interessant: die beiden Dieselvarianten. Der 2.0 TDI ist mit 150 PS (Frontantrieb) oder 193 PS (Allrad) erhältlich. Beide Varianten glänzen mit hoher Reichweite, niedrigem Verbrauch und kräftigem Durchzug (360 bzw. 400 Nm). Besonders interessant für Pendler und Flottenkunden ist der neue Plug-in-Hybrid "iV" mit einer Systemleistung von 204 PS. Er kombiniert einen 1.5-TSI-Benziner mit einem großen 25,7-kWh-Akku und erlaubt laut WLTP bis zu 100 Kilometer rein elektrische Reichweite. Die elektrische Fahrleistung reicht für viele Alltagswege, der Benziner springt erst bei Bedarf zu. Geladen wird der Kodiaq iV mit bis zu 11 kW AC oder 50 kW DC.
Am Ende der Preisliste thront der Kodiaq RS: ein sportlich abgestimmtes Modell mit 2.0-Liter-Turbobenziner, 265 PS, Allradantrieb und Siebengang-DSG. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in nur 6,3 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 231 km/h. Der RS richtet sich klar an sportlich ambitionierte Fahrer, bietet aber dennoch Platz für bis zu sieben Personen. Der Preis ist allerdings happig.
Preisunterschied Dacia Bigster zu Skoda Kodiaq
Beim Blick auf die Preisliste zeigt sich der wohl deutlichste Unterschied zwischen Dacia Bigster und Škoda Kodiaq: Der Rumäne kostet in der Basis fast 20.000 Euro weniger als der Tscheche. Mit einem Einstiegspreis von 23.990 Euro ist der Bigster allerdings auch konkurrenzlos günstig im SUV-C-/D-Segment. Selbst das Topmodell "Extreme" mit Vollhybridantrieb, elektrischem Panorama-Schiebedach, Rückfahrkamera, Dachreling, Abstandstempomat und LED-Licht bleibt mit 30.590 Euro unter dem Preis eines durchschnittlich ausgestatteten Kompaktwagens deutscher Hersteller. Das Wichtigste für Dacia-Kunden: Schon die Basisversion bietet funktionale Serienausstattung – man muss keine lange Aufpreisliste abarbeiten, um ein vollwertiges Auto zu bekommen.
Der neue Kodiaq startet als 1.5 TSI Mildhybrid hingegen erst bei 42.990 Euro, liegt also bereits 19.000 Euro über dem Bigster-Basispreis. Ein vergleichbar ausgestattetes Modell mit Allrad und 204 PS (2.0 TSI 4x4) schlägt mit 48.200 Euro zu Buche. Dazu kommen zahlreiche Optionen: Infotainment Plus, Matrix-LED, Komfort- oder Fahrassistenzpakete – schnell landet man bei 60.000 Euro und mehr. Das sportliche RS-Modell markiert mit 57.900 Euro Einstiegspreis die Spitze des Kodiaq-Angebots.