Ist die neue Kiste immer noch toll?
Fiat zeigt ein neues Panda-Modell. Es kommt mit Hybrid- und Elektroantrieb. Ab sofort kann die "tolle Kiste" bestellt werden. Zum Marktstart gibt es neue Details zur Ladetechnik und erste Fahreindrücke. Wir sind die Elektro-Version bereits in Turin gefahren.
Bevor es losgeht, muss erstmal das Eckige ins Runde. Ja, während manch andere progressive Elektroautos sogar ganz auf einen Startknopf verzichten, will im neuen Fiat Grande Panda Elektro noch der Schlüssel ins Schloss gesteckt und gedreht werden. Im Gegensatz zum Rest vom Panda mutet der Schlüssel auch nicht sonderlich chic an, sondern erinnert an den des Transporters Fiat Ducato.
So Grande fährt der Fiat Panda Elektro
Ansonsten wirkt der Kleinwagen keineswegs wie ein Sparmobil. Klar, in der höchsten Ausstattungslinie La Prima sitzen die Passagiere auf weichen Stoffen, die natürlich alle recycelbar sind. Sie schauen auf blaues, ansehnlich geformtes, aber natürlich hartes Plastik sowie weiche Bambusfasern statt Echtholz. Klar, schließlich ist das die Leibspeise eines Pandas.
Und auch wenn einige Spaltmaße der Vorserienfahrzuge dem Tester geradezu ins Auge springen, merkt man schnell: Alles hier drin ist bis ins Detail liebevoll, farblich abgestimmt, geformt und setzt das Lingotto perfekt in Szene.
Linwas? Sie wissen schon, die alte Fiat-Fabrik im Herzen von Turin mit der ovalen Teststrecke samt Steilkurven auf dem Dach. So finden sich Anspielungen auf das Gebäude nicht nur durch die Einfassung von Cockpit und Infotainmentdisplay inklusive eines kleinen Gen-1-Panda, der sich in eine zweidimensionale Steilkurve wirft, sondern auch an den Lüftungsausströmern, Türgriffen oder Leuchten, die an die Fassade erinnern sollen.
Dabei thront der Fahrer im Panda recht hoch auf manuell verstellbaren Sitzen mit weicher Polsterung, ordentlichem Seitenhalt, aber ohne Lordose. Das Raumgefühl ist schlicht grandios, bedenkt man die kompakten Außenmaße. Nur im Fond wird es kuscheliger, was in dieser Klasse und angesichts von 2,54 Metern Radstand aber völlig in Ordnung geht. Gleiches gilt für den Kofferraum, der locker vier Trolleys wegpackt, aber mit hohen Stufen beim Einladen sowie Umklappen nur mäßig variabel ist.
Jetzt geht der Panda steil
Die Übersichtlichkeit ist wiederum für heutige Verhältnisse bombastisch. Jedenfalls droht man niemals an den Rändern, der breiten Auffahrschnecke hinauf zum Dach des Lingotto anzustoßen.
Hier, wo bis 1982 noch verschiedene Fiat-Modelle vom Band purzelten, um sich anschließend in der langen Spirale zum Dach hinaufzuschrauben und dann todesmutig in Steilkurven zu werfen. Das alles nur, um zu testen, dass auch hier alles so klappert, wie es klappern soll. Heute scheppert im Grande Panda dagegen nichts. Klar, wir kriechen hier nur mit 30 km/h über den nur einen Kilometer kurzen Kurs, doch auch im späteren Verlauf gibt’s qualitativ wenig zu mäkeln.
Chaos auf den Straßen von Turin
Also schlängelt sich der Fiat Grande Panda Elektro wieder hinab und durch die tiefen Häuserschluchten mit pittoresken Stadtvillen, die immer wieder von Torbögen und Plätzen unterbrochen werden. Die engen Straßen im quadratisch angelegten Zentrum teilen wir uns mit Straßenbahnen, Bussen und natürlich Motorrollern. Immer wieder blitzen Richtung Norden die Alpen zwischen den Häuserschluchten durch. Es ist nur rund acht Grad kühl und die Sonne streichelt leicht die Oberkanten der Fassaden. Keine optimalen Bedingungen für ein Elektroauto und doch die perfekte Umgebung für ein so kompaktes Stadtauto wie den Panda: Von außen betrachtet, herrschen Anarchie und Chaos auf Turins Straßen. Für Einwohner ist das automobiler Alltag, der eben seine eigenen Gesetze hat – vor allem zählt das Gesetz des Willensstärkeren.
Doch dem bunten Panda räumen die Italiener stets eine Lücke beim Spurwechsel ein. Das Lenkgefühl erinnert sofort an bekannte Fiat-Kleinwagen, wie den Punto. Oder aktueller: den Pandini, wie die zweite Panda-Generation im italienischen Autovolksmund heißt. Wenig Gefühl also, dazu sehr leichtgängig. Perfekt für ein Stadt-E-Auto und zum Parallel-, Längs- oder Querparkieren. Über Land erfüllt die Lenkung trotz indirekter Auslegung den Zweck der Richtungsbestimmung – nicht mehr und auch nicht weniger. So untersteuert der Panda in flott gefahrenen Kurven sofort.
Leistung? Reicht!
Mit überbordender Leistung muss der 83 kW schwache Fiat Grande Panda Elektro nicht jonglieren. So beschleunigt der Grande wattig-flott in rund elf Sekunden auf hundert. Kein Tritt ins Kreuz und das ist auch gut so! Reißt die Traktion des Fronttrieblers beim Losfahren oder Abbiegen doch mal ab, greift die Elektronik sofort ein.
Also geht es der Fahrer lieber ruhig an. Umgebungsgeräusche sperrt der Grande Panda noch bei Autobahntempo, das bei 132 km/h limitiert ist, aus. Klar, für ein vornehmlich urbanes Umfeld, Landstraßen und ausländische Autobahnen reicht der Topspeed gerade so aus. Warum der Tempomat sich dennoch bis 180 Kilometri di Stunde einloggen lässt, bleibt wohl ein Geheimnis der Ingenieure.
Hier braucht man keine Bedienungsanleitung
Viel wichtiger, nicht nur für die Italiener – die Tempolimits als Vorschläge betrachten und Fahrbahnmarkierungen keineswegs als zielführend erachten, sind ohnehin die zwei Knöpfe in der Mittelkonsole, die mit langen Fingerdrückern Verkehrszeichenerkennung und Spurhalter lahmlegen.
Überhaupt braucht es keine Bedienungsanleitung, um sich im Panda zurechtzufinden: übersichtliche Lenkradtasten, eigenständiges Klimaautomatikmodul und ein selbsterklärender großer Touchscreen mit flachen Menüebenen und schneller Reaktionsgeschwindigkeit sowie kabelloser Smartphonekopplung.
Der Panda federt Grande
Fahrdynamik kommt im neuen Fiat Grande Panda zwar nicht auf, dafür ist die tolle Kiste bemerkenswert komfortabel abgestimmt. Der Panda federt grandios den von Querfugen, Straßenbahnschienen und Temposchwellen durchzogen Turiner Asphalt weg und verkraftet sogar fiese Asphaltaufbrüche.
So weit, so toll. Doch bei der kühlen Witterung und ohne Wärmepumpe an Bord – die es bisher noch nicht optional gibt – bleiben 320 km Reichweite mit dem 44-kWh-Akku allenfalls WLTP-Fantasie. Da nützt es auch nichts, dass die Reichweitengrafik ebenfalls die ovale Teststrecke des Lingotto nachahmt. Fertig programmiert sind die Anzeigen beim Vorserienmodell zudem noch nicht – so fehlt eine Verbrauchsanzeige im Bordcomputer.
Neue Stellantis-Plattform
Der Grande Panda teilt sich eine neu adaptierte Stellantis-Plattform mit anderen Modellen des Konzerns. Dabei handelt es sich um eine weiterentwickelte Plattform der Common Modular Platform (CMP), die vor dem Stellantis-Zusammenschluss von PSA (Peugeot und Citroën) entwickelt wurde. Die hieraus abgeleitete "STLA Smart"-Plattform soll laut Stellantis bei insgesamt sieben Konzernmarken als preisgünstiger Kleinwagen kommen, einer davon ist der neue Fiat Grande Panda.
Das Knutschkugel-Design des Panda 3 ist jedenfalls beim neuen Modell Geschichte, der als sehr kantiger Crossover antritt. Die Grundform soll laut Fiat an den seinerzeit als "tolle Kiste" beworbenen Ur-Panda aus den 1980er-Jahren erinnern. Optisch wirkt der Grande Panda wie ein kleiner SUV, trägt auch die üblichen Insignien dieser Mode-Gattung wie dunkel abgesetzte Radhausverkleidungen oder die optisch als Unterfahrschutz verkleideten Schürzen.
Kasten-Design mit originellen Details
Zwischen den breit ausgestellten Radhäusern ist das Fahrgastabteil tailliert geschnitten, in die Seiten ist ein stilisierter "Panda"-Schriftzug eingeprägt. Außergewöhnlich zeigt sich die Beleuchtung. Im oberen Frontelement sind die Tagfahrlichter als einzelne, quadratische Spots zu einem X geformt, bei den nicht aktiven Leuchteinheiten dürfte es sich um die Blinker handeln. Unter den LED-Einheiten zeichnen sich die Hauptscheinwerfer ab.
Extravagant ist auch das Heck gestaltet. Die Rückleuchten tragen ebenfalls zu einem X geformte dreidimensionale Leuchteinheiten unter einer Klarglasabdeckung, in die Heckklappe ist der Markenname eingeprägt, im rechten unteren Eck gibt es einen aus Einzelelementen geformten, stilisierten Panda-Schriftzug. Mit alledem finden sich viele Details aus dem im Februar präsentierten Panda-Concept wieder.
Stylischer Innenraum
Beim Innenraum haben die Designer ganze Arbeit geleistet. Das Armaturenbord und die Instrumentenumrandung sind oval gehalten, sollen an die legendäre Teststrecke auf dem Dach des historischen Fiat-Werks Lingotto erinnern. Als besonderer Gag ist in den Display-Rahmen ein kleiner, stilisierter Panda eingelassen – diese Detailspäße kennt man bei Stellantis sonst vor allem von Jeep.
Lässig auch das kleine Ablagefach vor dem Beifahrersitz, das als Rolle ausgeformt und mit Bambus-Faser verkleidet ist. Insgesamt sollen die Ablagen in der Armaturentafel ein Volumen von 13 Liter bieten. Als Instrumentenanzeige ist ein 10-Zoll-Display verbaut, der Zentralmonitor misst 10,25 Zoll in der Diagonale. Auf zu viel Digitalisierung bei der Klimasteuerung hat Fiat verzichtet, hier gibt es noch richtige, einfach bedienbare Schalter.
Mit Hybrid- und Elektroantrieb
Fiat wird den Grande Panda zum Marktstart mit Hybrid- und Elektroantrieb anbieten. Der Hybrid setzt auf einen Dreizylinder-Benziner mit 1,2 Liter Hubraum und einen im Getriebe integrierten E-Motor. Die Leistung gibt Fiat mit 101 PS an, in glatten zehn Sekunden soll der Grande Panda Hybrid mit seinem eDCT-Getriebe auf Tempo 100 spurten. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 160 km/h angegeben, der Normverbrauch liegt bei 5,4 Liter.
Beim Elektro-Grande Panda kommt ein 83 kW (113 PS) starker Elektromotor als Frontantrieb zum Einsatz, als Energiespeicher dient eine 44 kWh LFP-Batterie (Lithium-Eisen-Phosphat). Die elektrische Reichweite sollte unter Idealbedingungen bei rund 320 Kilometer liegen, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 132 km/h angegeben.
Mit 3,99 Meter Länge, 1,57 Meter Höhe und 1,76 Meter Breite bleibt das Auto trotz des "Grande" im Namen in der Kleinwagenklasse, gleichwohl überragt er den Vorgänger-Panda um über 30 Zentimeter. Das dürfte entsprechend verbesserten Sitzraum für Passagiere in der zweiten Reihe mit sich bringen. Der Kofferraum fasst 361 Liter, rund 140 Liter mehr als beim bisherigen Panda.
Eingebautes Ladekabel
Dafür überrascht der Elektro-Panda mit einem anderen Feature, einem eingebauten Ladekabel. Das Spiralkabel wird aus dem Frontfach auf der Beifahrerseite gezogen und erlaubt den direkten Anschluss an Typ-2-Ladesäulen. Das Kramen nach dem Ladekabel an öffentlichen Ladesäulen hat damit ein Ende. Ist das Kabel im Fahrzeug verstaut und verriegelt, können Wallboxen mit eigenem Ladekabel am Fahrzeug-Anschluss genutzt werden. Diese Kabelverbindung bekommt der Grande Panda als Option (kostet 200 Euro); an Wechselstrom-Ladestellen sinkt damit wegen eines anderen Bordladers die Ladeleistung auf maximal sieben kW. Wer auf den Spiral-Komfort verzichtet, bekommt einen Standard-Steckanschluss und einen Elf-kW-Bordlader. Am Schnelllader liegt die Leistung bei maximal 100 kW.
Fiat Grande Panda Marktstart und Preise
Seit dem 4. Dezember 2024 hat Fiat die Bestellmöglichkeit freigeschaltet; den Beginn machen die Elektriker. Der Basispreis für den Fiat Grande Panda RED liegt bei 24.990 Euro. Ebenfalls von Beginn an bestellbar ist die Topversion Fiat Grande Panda La Prima. Die elektrischen Grande Panda sollen bereits im ersten Quartal 2025 zu den Händlern rollen, wobei zunächst der Fokus auf der La-Prima-Vollausstattung (27.990 Euro) liegt.
Den Panda Hybrid bietet Fiat in den Ausstattungen Pop, Icon und La Prima an. Die Basisvariante Pop mit Stahlfelgen (18.990 Euro) hat als wesentliche Komfortausstattung eine Klimaanlage zu bieten, verzichtet allerdings sogar auf ein Infotainment-Display. Das gibt es ab der Icon-Ausstattung (ab 20.490 Euro) serienmäßig, dazu unter anderem Voll-LED-Beleuchtung. Das Topmodell La Prima Hybrid, nahezu mit mit Vollausstattung, steht für 22.990 Euro in der Preisliste.
Der aktuelle Panda soll in seiner jetzigen Form parallel weitergebaut werden, nachdem eine Abschwächung der Vorgaben für die kommende Euro-7-Abgasnorm konkret wurde. Die Fiat-Werker in Pomigliano/Neapel werden also weiterhin Pandas produzieren. Der damalige Stellantis-Chef Carlos Tavares hatte im November 2023 angekündigt, dass der aktuelle Panda bis ins Jahr 2026 in Pomigliano weitergebaut wird.