Mit dem Wohnmobil auf den Spuren von Harry Potter

Auf dem Weg vom Fährhafen Dover ins schottische Edinburgh kommen wir bereits an einem ersten Harry-Potter-Highlight vorbei. In der weltbekannten Universitätsstadt Oxford steht das wunderschöne Christ Church College, ein absoluter Augenschmaus. Auf den alten Steintreppen und vor allem im spektakulären Speisesaal. In dieser historischen Halle, die im Harry-Potter-Film zum Speisesaal der Zauberschule Hogwarts wurde, schlägt wohl das Herz aller Bücher- und Filmliebhaber höher. Selbst mein Mann, der mit der magischen Geschichte des Zauberschülers nichts am Hut hat, wird von der besonderen Atmosphäre und Schönheit sofort in den Bann gezogen.

Bekannte Filmkulissen

Wichtig zu wissen: Das Collegegebäude kann nur mit einem Ticket und zu bestimmten Zeiten besichtigt werden, da die imposante Speisehalle auch heute noch täglich von den Studenten genutzt wird. Als wir nachmittags einen Blick in den legendären Saal werfen, werden gerade die langen Tafeln für das Abendessen eingedeckt, und wir fühlen uns sofort in die Harry-Potter-Filmszenen zurückversetzt. Jetzt sind wir richtig eingestimmt und schon sehr neugierig, mehr von dieser Zauberwelt zu erfahren und zu entdecken.

Wir übernachten in der Nähe auf dem netten Campingplatz Chipping Norton, der witzigerweise durch einen anderen Filmerfolg, nämlich durch die Amazon-Prime-Serie "Clarkson’s Farm" bekannt wurde. Die landwirtschaftliche Dokumentation, die den Aufbau eines Farmbetriebs auf lustige Weise erklärt, spricht ein Millionenpublikum von jung bis alt an. Mit aufgemotzten Autos und getunten Flitzern steht die riesige Fangemeinde bereits frühmorgens neben dem Campingplatz und wartet geduldig auf Einlass zu den Drehorten.

Für uns geht es jedoch über Stratford-upon-Avon – bekannt als Tauf- und Sterbeort von William Shakespeare – weiter nach Alnwick Castle. In der Schlossanlage lernten nicht nur Harry Potter und seine Mitschüler auf einem Besen zu fliegen, sie diente auch als Filmkulisse für andere Blockbuster, wie "Robin Hood", "Elizabeth" und "Maria Stuart".

Harry-Potter-Führung

Unser nächstes Ziel ist Edinburgh, die Hauptstadt Schottlands. Eine beeindruckende Stadt, die sich mit grandiosen Bauten und vielen kopfsteingepflasterten Straßen in eine Hügellandschaft schmiegt. Im Herzen der Altstadt thront das imposante Wahrzeichen der Stadt, Edinburgh Castle. Neben einer Stadtbesichtigung mit dem Hop-on-Hop-off-Bus buchen wir ganz kurzfristig eine zweistündige Harry-Potter-Führung. Auf sehr unterhaltsame Art und Weise erfahren wir bei dem Rundgang durch die Stadt, wie es zu den Namen einiger Hauptakteure kam und woher viele Ideen für die Bücher und den Film stammen, sowie deren Geschichte. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber die Führung ist für Harry-Potter-Freunde ein absolutes Muss und nebenbei ein schöner Spaziergang durch die Stadt.

Am Stadtrand von Edinburgh finden wir einen idealen Campingplatz. Mortonhall Caravan & Camping Park ist ein weitläufiger und vor allem ruhig gelegener Platz mit modernen Sanitäranlagen, Aufenthaltsraum, Spielplatz und einem stilvollen Pub auf einem privaten Anwesen. Sehr praktisch, dass man von hier aus mit dem Linienbus schnell ins nur sechs Kilometer entfernte Stadtzentrum gelangt.

Hogwarts-Express

Bevor wir weitere im Nordwesten gelegene Drehorte von Harry Potter erreichen, nutzen wir die Gelegenheit, Schottland entlang der Küste zu umrunden. Bei einem Guinness im Pub bekommen wir den Tipp, der spektakulären NC (North Coast) 500 zu folgen. Die mehr als 800 Kilometer lange Küstenstraße ist zum großen Teil nur einspurig befahrbar und beginnt und endet am Inverness Castle. Sie ist ein landschaftlicher Traum und ein kleines Abenteuer. Glücklicherweise sind die Ausweichmöglichkeiten zahlreich und gut einsehbar. Da im Juni noch wenige Touristen unterwegs sind, müssen wir auf dem gesamten Weg kein einziges Mal zurücksetzen. Die Küstenstraße kann jedoch nur mit kleinen Wohnmobilen befahren werden, für größere Fahrzeuge gibt es Alternativrouten.

Als wir an der Westküste in Mallaig ankommen, tauchen wir wieder in die Zauberwelt ein und fahren parallel zur malerischen Zugstrecke des legendären Hogwarts-Express, die von dort bis Fort Willam verläuft. Dieser wildromantische Teil Schottlands ist mit seinen unzähligen Lochs (Seen) und Glens (Täler), den ständig wechselnden Lichtstimmungen, den vielen Flüssen und der traumhaften Küste ein ganz besonders schönes Fleckchen Erde. Auf unserer Tour im Juni erleben wir täglich die Natur in ihrer ursprünglichen Form. Sonne, Nebelschwaden, Wind und leichter, feiner Nieselregen wechseln sich gefühlt stündlich ab und tauchen die bergige und sanft hügelige Landschaft in mystische "Szenen" – um beim Thema zu bleiben.

Auf halber Strecke erreichen wir den netten kleinen Bahnhof Glenfinnan. Nach einer kurzen Wanderung stehen wir vor dem monumentalen und dank Harry Potter mittlerweile weltbekannten Eisenbahn-Viadukt. Wie aus einer anderen Zeit fügt sich dieser wunderschöne, riesige Brückenbau in die malerische Landschaft ein. Uns versetzt der Anblick ins Staunen, und wir nehmen uns genügend Zeit, sämtliche Wege und Pfade zu erklimmen, um dieses architektonische Meisterwerk und Wahrzeichen der Filme von unterschiedlichen Perspektiven zu bewundern. Wir sehen sogar noch den alten Zug über das Viadukt rattern und erfahren, dass die Möglichkeit besteht, ein Teilstück der Zugfahrt inklusive Überfahrt auf dem Viadukt in den alten Hogwarts-Express-Waggons zu erleben. Die originale Dampflok steht mittlerweile im Warner Bros. Studio in London und kann dort besichtigt werden.

Entdeckung weiterer Drehorte

Das nächste Highlight ist der wunderschöne Steall-Wasserfall, welcher von Fort William nur wenige Kilometer entfernt liegt. Bereits die Anfahrt bis zum Wanderparkplatz führt durch ein traumhaftes Tal. Zu Fuß geht es dann eine gute halbe Stunde entlang eines Bachs, durch immer leicht ansteigendes Gelände, bis sich das Tal in Gänze öffnet und einen fantastischen Blick auf die umliegenden Berge und den noch entfernt liegenden Wasserfall freigibt.

Um direkt zu den Steall Falls zu kommen, muss vorher der breite Bach überquert werden. Wir sehen ein Paar, das mit hochgekrempelten Hosen durchs Wasser stapft, entscheiden uns für eine wackelige Drahtseilbrücke, die alternativ zur Verfügung steht. Allein die Überquerung mit Blick auf das fließende Wasser ist schon ein wildes Erlebnis. Harry-Potter-Fans erkennen den Wasserfall sofort, der donnernd 120 Meter in die Tiefe stürzt. Er bildet die Kulisse in zwei Filmen, doch die kleine Wanderung ist auch für alle Naturliebhaber ein Hochgenuss.

Unter den vielen magischen Gegenden, die wir auf unserer Tour besucht haben, verdient noch eine Strecke besondere Erwähnung: die Fahrt durch das phänomenale Glen Etive entlang des über 30 Kilometer langen Fjords Loch Etive – eine tolle Single Track Road, die langsam gut befahrbar ist, mit wunderbaren Aussichtspunkten auf hoch aufragende Berggipfel und eine herrliche Landschaft. Wir blicken staunend über den Fjord und sehen in unseren Gedanken, wie Harry und seine Freunde auf der Flucht vom Rücken eines Drachens in den einsamen See sprangen.