325 km/h schneller Hydropneumatik-Renner

Ein Citroën SM Pickup zieht einen Citroën-Anhänger, auf dem ein Citroën SM Land Speed Racer steht: Dieses ungewöhnliche Trio kommt jetzt unter den Hammer.
Von 1968 bis 1975 gehörte Maserati zu Citroën – und der von 1970 bis 1975 gebaute Citroën SM bekam den gleichen V6 wie der Maserati Merak, wobei er im französischen Modell um 180 Grad gedreht eingebaut war. Mit dem SM hatte Citroën somit einen stilistisch überzeugenden blitzschnellen Sportwagen geschaffen – und das inspirierte einen Umbauer aus den USA, aus zwei SM und den Komponenten eines dritten eine Design-Highspeed-Familie zu machen. Ein SM-Pickup zieht einen auf SM-Teilen basierenden Anhänger, der wiederum einen Rekordgeschwindigkeits-SM transportiert. So ein Trio gibt es, möglicherweise, nur einmal – und jetzt steht es zum Verkauf.
Von versiertem US-Citroën-Händler gebaut
Gebaut haben das unglaubliche Gespann die US-Amerikaner Jerry und Sylvia Hathaway. 1972 arbeitete Jerry als Techniker bei Irv White Buick in Los Angeles – zu diesem Zeitpunkt nahm das Autohaus gerade Citroën in sein Sortiment mit auf. Jerry Hathaway war begeistert von der französischen Marke und eröffnete, ebenfalls in Los Angeles, 1976 die von Citroën werksseitig unterstützte SM World Ltd. Damit entwickelte er sich schnell zum wichtigsten Ansprechpartner für Citroën-Neuwagen, Umbauten und Ersatzteile in den USA.
Tipp vom Land-Speed-Profi
Der erfahrene Land-Speed-Rennfahrer Jon McKibben erwähnte gegenüber Hathaway, dass der SM wegen seiner aerodynamischen Form ideal für Geschwindigkeits-Rekordfahrten geeignet sei. Also baute Jerry einen SM zu so einem Auto um: Er räumte den Innenraum aus, baute einen Überrollkäfig und einen blechernen Rennschalen-Sitz ein und brachte den Maserati-Motor von 180 auf 253 PS. 1979 war der SM dann 151,2 mph (Meilen pro Stunde), umgerechnet 243 km/h, schnell – serienmäßig schaffte er 228 km/h. Jerry stattete den SM dann noch mit zwei AiResearch-Turboladern aus, die einen Ladedruck von 1,4 bar erzeugten. Damit wollte er endlich 200 mph (322 km/h) schaffen – aber er musste wegen anhaltend ungünstigen Wetterbedingungen Jahre warten, bis mal eine Hochgeschwindigkeits-Strecke für ihn frei war.
200 Meilen pro Stunde als Ziel
1985 konnte Jerry dann endlich die 200-Meilen-pro-Stunde-Schallmauer durchbrechen – damals galt sein Auto als einer der schnellsten Citroëns der Welt. Während der Saison 1987 setzte sich Jerrys Frau Sylvia hinters Steuer. Beim Qualifying fuhr sie 206,446 mph (332,242 km/h) und bei der anschließenden Rekordfahrt 202,3 mph (325,6 km/h) schnell. Diese Rekorde sollten 23 Jahre, also bis zum Jahr 2010, Bestand haben.
Lkw gestohlen – Anhänger gebaut
Und als jemand in den 1980er-Jahren den Hathaways ihren Transport-Lkw stahl, nutze Jerry die Gelegenheit, auf ganz besondere Art Ersatz zu beschaffen: Er baute einen SM zu einem Pickup um und konstruierte dazu einen passenden Anhänger, den er mit viel Fahrwerks-Technik aus dem SM ausrüstete. Wie der SM Pickup und der Land-Speed-SM, so ist auch der Anhänger mit einem hydropneumatischem und damit höhenverstellbarem Fahrwerk ausgerüstet. Dies erwies sich insbesondere beim Be- und Entladen des Anhängers von Vorteil. Um die Hydraulikpumpen mit Strom zu versorgen, hat der Anhänger eine eigene Batterie. Das Trio bekam auch noch die gleichen aerodynamisch günstigen Radabdeckungs-Scheiben, was die optische Zusammengehörigkeit unterstrich und für Aufmerksamkeit sorgte: Fans nannten das Ensemble schnell "The Rig".
The Rig ist noch fahrtüchtig
Seit Sylvia und Jerry das Gespann nicht mehr für Rekord-Rennen nutzen, ist The Rig ab und zu auf Ausstellungen zu sehen. Pickup und Rennwagen sind in einem fahrbereiten Zustand, wobei der Auktionator vor dem nächsten Einsatz eine Wartung empfiehlt. Die 40 Kilometer Fahrt zum Auktionshaus von Gooding & Company im kalifornischen Santa Monica legte The Rig auf den eigenen vier Achsen zurück.
Hohe Spanne beim geschätzten Erlös
Gooding schätzt den Auktionserlös für die beiden Citroën SM plus Anhänger auf 100.000 bis 200.000 Dollar (aktuell umgerechnet zirka 82.550 bis 165.101 Euro). Teil der Auktion sind auch noch ein feuerfester Rennanzug von Sylvia Hathaway und ein Couchtisch, der auf einem aus einem SM stammenden Maserati-Motor basiert.